Montag, 19. September 2011
Wandel des Konsumverhaltens
wasistlos, 17:53h
Es ist an der Zeit meine Vorstellungen von einer besseren und gerechteren Welt ausführlicher zu erläutern. Vorsicht, jetzt kommt ein langer Text! Natürlich wird es niemals eine Welt geben, die völlig frei von Ungerechtigkeit ist, weil die Natur des Menschen dies nicht zulässt. Ich denke aber, dass man sich einem solchen Idealziel nicht nur annähern kann, sondern auch muss, wenn man einigermaßen rational denkt. Zur Zeit beutet ein großer Teil der Menschheit und insbesondere die meisten Bewohner der reichen Länder den Planeten und die Schwächeren und Ärmeren schonungslos aus. Unser jetziges System, das wirtschaftlichen Wachstum erzeugt, indem jeder Mensch dieses Systems möglichst viel konsumiert – notfalls gestützt von irgendwelchen Konjunkturprogrammen der Politiker – ist dem Untergang geweiht.
In der zweiten Klasse sitzen all jene Bewohner der so genannten „Ersten Welt“ (auch genannt: „Industrienationen“, „der Westen“), die man gerne als „Normalbürger“ bezeichnet, dazu zählen muss man aber auch Personen vom angeblichen „Rand der Gesellschaft“, also sozial schwach gestellte und oftmals arbeitslose Personen (zum Beispiel „Hartz IV“-Empfänger). Sie sitzen zwar auch in der zweiten Klasse, aber leider in dem Abteil, das gerade eine Gruppe Feiernder aus der ersten Klasse voll gekotzt hat, um das mal bildlich auszudrücken.
In der dritten Klasse, der „Holzklasse“, sitzen die meisten Menschen. Das sind diejenigen aus den wirklich armen Regionen dieser Welt. Für sie gibt es kein Arbeitslosengeld, kein „Hartz IV“, keine Rechte, keine Ansprüche – noch nicht einmal auf sauberes Trinkwasser, auf Essen oder ein Dach über den Kopf. Sie arbeiten für Hungerlöhne, werden ausgebeutet von eben diesem gesellschaftlich-wirtschaftlichen System, dass der ersten Klasse ein Luxusleben und der zweiten Klasse einen relativen Wohlstand ermöglicht. Ihre Armut und ihr unfreiwilliger Verzicht auf Ansprüche und (Menschen)Rechte machen unseren Wohlstand erst möglich.
Hinzu kommt noch, dass dieser Konsum auf Kosten der dritten Klasse geht. Für Hungerlöhne und unter oftmals unmenschlichen Bedingungen fördern sie die Rohstoffe und produzieren daraus die Handys und andere Güter, welche die zweite Klasse wie Wegwerfprodukte kauft. Die erste Klasse will natürlich dafür sorgen, dass dies weiterhin so bleibt, weil sie am meisten davon profitiert. Man stelle sich einmal vor, dass die für die Herstellung von Mobiltelefonen wichtigen Rohstoffe in Deutschland unter den hiesigen Arbeitsbedingungen gefördert werden würden und anschließend auch hier zum Endprodukte Mobiltelefon weiterverarbeitet werden würden. Dann gäbe es nur noch sehr wenige, die sich jedes Jahr ein neues Handy leisten können.
Dieses System ist deswegen ein Teufelskreis, weil viele erst einmal gar nicht bemerken, dass sie darin drinstecken und wenn sie es merken, ist es alleine fast unmöglich herauszubrechen. Verzicht, fällt nicht nur den „Eliten“ der ersten Klasse schwer, sondern den Angehörigen aller Klassen, wobei die ganz unten natürlich nur wenig haben worauf sie überhaupt verzichten könnten. Mit Hilfe von „Stars und Sternchen“ und sonstigen Prominenten aus Musik, Film Sport (Bundesliga), etc., werden die Angehörigen der zweiten Klasse willig gemacht auf ein Leben in rücksichtslosem Konsum – die gesellschaftlich angesehenen Personen machen es ja vor. Wenn die Heidi Klums und David Beckhams dieser Welt in Werbungen oder durch ihr bloßes Auftreten sagen welches Produkt „in“ ist, lassen (fast) alle beispielsweise ihr einwandfrei funktionierendes Navigationsgerät fallen (also schmeißen es weg) und kaufen sich das neue, dafür mit der Stimme von David Beckham. Dies soll nur ein, noch nicht einmal unbedingt überspitztes Beispiel für ein dummes und rücksichtsloses Konsumverhalten sein. Damit meine ich letztlich, dass uns eingetrichtert werden soll ständig neu zu konsumieren, immer mehr und immer das Neueste, obwohl es eigentlich gar nicht unbedingt notwendig wäre. Aber die erste Klasse will ja schließlich etwas an uns verdienen und uns durch unseren eigenen Konsum blind und bei Laune halten.
Grundlegendes
Nichtsdestotrotz will ich, basierend auf eigenen Erfahrungen und Beobachtungen, erläutern was man für sich als stinknormale und kleine Person tun kann, um einen Schritt in Richtung gerechtere oder bessere Welt zu gehen. Vieles bedeutet Verzicht und das Überwinden des berüchtigten „inneren Schweinehundes“, würde aber, wenn es ein Mehrheit machen würde, auch diejenigen an den Schalthebeln der Macht zu einem Umdenken zwingen. Vieles ist allerdings auch nur schwer oder gar nicht realisierbar. Oftmals ist es auch eine Frage des Geldbeutels, ob man bewusst und kritisch konsumieren kann.
Generell sollte man nicht kritiklos alles hinnehmen und schlucken. Sich beispielsweise über das Internet zu informieren, kann nicht nur ein kleiner Beitrag zu einer besseren Welt sein, sondern auch den eigenen Geldbeutel schonen. Im folgenden werde ich mit Hilfe von konkreten Beispielen versuchen zu erklären, was man tun kann.
Das eigene Konsumverhalten
1)Was brauche ich wirklich?
Aus moralischen, ökologischen und ökonomischen Gründen sollte man sich selbst immer fragen, ob man ein bestimmtes Produkt überhaupt wirklich benötigt. Oftmals werden viele Dinge gekauft, die man einige Male benutzt und dann nie wieder. Oder man kauft sich die neue Version eines Produktes, weil sie neu ist, aber nicht weil man sie wirklich benötigt. Bestimmte Dinge kann man auch im kommerziell oder im Freundeskreis ausleihen. Dies kann nicht nur Ressourcen und die Umwelt schonen, sondern auch den Geldbeutel. Man muss immer im Kopf behalten, dass viele Produkte aus begrenzten Ressourcen hergestellt werden und die Umstände unter denen sie hergestellt wurden, auch fragwürdig sind – worauf ich noch zu sprechen komme. Kauft man die neue Variante eines Produktes, wird das alte, noch völlig funktionsfähige Produkt früher oder später meist in den Müll geschmissen und möglicherweise zu einem Problem für Umwelt und (natürlich ärmere) Menschen. Elektroschrott aus den reichen Ländern beispielsweise wird oft illegal in Afrika entsorgt, wo Kinder ihre Gesundheit zerstören, um an das Metall darin zu gelangen. Die Umwelt wird dabei natürlich auch vergiftet.
Beispiele:
Braucht man ein Auto, obwohl man in einer Stadt wohnt und genau so gut mit dem Fahrrad und den öffentlichen Verkehrsmitteln vorankommt?
Braucht man unbedingt jedes Jahr ein neues Handy, eine neue Kamera, einen neuen Computer, obwohl das alte Gerät noch einwandfrei funktioniert?
Braucht man als Geringverdiener oder „Hartz IV-Empfänger“ zwei Hunde, eine Katze und einen Hamster, die man alle ernähren muss, während man auch noch zwei kleine Kinder hat, die auch ernährt werden müssen und denen man dann aus Mangel an Geld möglicherweise ungesunden Fraß vorwirft?
Muss man bei jedem Sonderangebot in Discountern zugreifen einfach nur weil es gerade billig ist und man es vielleicht brauchen könnte?
Braucht man den Kühlschrank voll mit Lebensmitteln, von denen die Hälfte später sowieso weggeschmissen wird, weil man es vergessen hat? Siehe „Taste the waste“!
Man könnte noch beinahe endlos Beispiele anreihen. Jeder könnte etwas aufführen. Blinder Konsum ist nicht nur rücksichtslos und dumm, sondern indirekt auch an Ungerechtigkeit dieser Welt beteiligt. Jeder sollte sich informieren was er eigentlich konsumiert und ob es überhaupt notwendig ist. In Bezug auf Lebensmittel, die in den Kühlschränken der reichen Länder verrotten, ist zu sagen, dass man sich eben einen Plan machen kann, was man alles an Lebensmitteln braucht. Vielleicht hat man einmal Lust auszugehen und auswärts zu essen, aber wenn dafür das Hackfleisch im Kühlschrank verrottet, das eigentlich an diesem Tage hätte zubereitet werden sollen, dann ist das rücksichtslos und ein Beleg dafür, dass es einem zu gut geht. Wenn man Lebensmittel nicht ohne nachzudenken in Massen einkaufen möchte, kann es natürlich auch bedeuten, dass man öfter einkaufen gehen muss. Dann wäre der inner Schweinehund zu überwinden und dies sollte man tun, sonst ist man moralisch mitverantwortlich für Elend und Hunger auf dieser Welt. Wenn man nicht mehr blind und rücksichtslos konsumiert, dann kann bedeutet dies auch Verzicht. Verzicht auf Statussymbole (Autos, Handys, Stichwort „Iphone“, etc..) und Verzicht auf die neuesten Funktionen und Spielereien eines Produktes. Wenn man sich aber am Beispiel eines Mobiltelefons überlegt, was dessen Grundaufgabe ist/war, dann sind selbst ältere Handys absolut in Ordnung. Man kann mit ihnen noch wunderbar kommunizieren, telefonieren und Textmitteilungen schreiben.
2) Bewusst konsumieren:
Ich muss noch mal wiederholen, dass generell gilt, dass man sich ständig fragen sollte, ob man ein bestimmtes Produkt überhaupt wirklich benötigt.
Wenn man nun doch ein Produkt wirklich oder auch nur scheinbar benötigt, dann kann man sich vorab informieren unter welchen Umständen es produziert wurde und aus welchen Rohstoffen es besteht. Die meisten (wenn nicht sogar alle) Mobiltelefone enthalten das Material Coltan, das beispielsweise unter fragwürdigen Bedingungen in (ehemaligen) Bürgerkriegsgebieten im Kongo gefördert wird. Da führt wohl kein Weg daran vorbei, ein Fair Trade-Siegel für Handys gibt es meines Wissens nach nicht. Man kann sich aber immerhin vorher zum Beispiel in unabhängigen Testberichten informieren, ob das Produkt, das man kaufen möchte überhaupt eine gute Qualität hat und nicht schon nach kurzer Zeit den Geist aufgibt.
***Kleiner Einschub: Das Problem an unserem System ist leider auch, dass viele Produkte gar nicht dazu bestimmt sind, lange zu halten und zu funktionieren. Auch kann man die allerwenigsten Produkte auf einen neueren, technischen Stand bringen. Wäre dies der Fall, dann würde es für die Firmen, die solche Produkte herstellen, bedeuten, dass sie weniger Profite machen, weil sie die Konsumenten nicht ständig neue Geräte kaufen würden, weil die Alten ja halten.***
Bei anderen Produkten, zum Beispiel bei Textilien oder auch Lebensmitteln, insbesondere Genussmitteln wie Kaffee und mittlerweile auch Limonade kann man auch bewusst, also mit Rücksicht auf die Natur (Bio-Produkte) und die Hersteller der Produkte (Fair Trade) konsumieren. Es ist ein Unterschied, ob ein Kleidungsstück in Europa oder von Kindern und Tagelöhnern in Bangladesch oder China hergestellt wurde. Allerdings ist dieser Unterschied auch im Preis bemerkbar, weshalb bewusstes Konsumieren gerade bei Textilien eine Frage des Geldes ist. Man kann allerdings gebrauchte Kleidung, die unter fairen Bedingungen hergestellt wurde, für einen akzeptablen Preis auf Flohmärkten oder Second Hand-Läden kaufen.
In Bezug auf Fair Trade ist zu sagen, dass Rewe seit kurzem (Bio-)Produkte mit Fair Trade-Siegel anbietet und zwar für einen unglaublich billigen Preis. Da muss man sich natürlich auch fragen, ob das alles mit rechten Dingen zugeht. Ich versuche diesbezüglich Augen und Ohren aufzuhalten. Generell erscheint mir der Konsum von Lebensmitteln mit Fair Trade-Siegel als ein Schritt in die richtige Richtung. Die Arbeit armer Kaffeebauern aus Afrika soll schließlich keine Sache sein, an der nur die Zwischenhändler mächtig abkassieren und die Bauern arm bleiben. Allerdings spielt auch hier wieder der Geldbeutel eine Rolle. Wer nur von ökologisch korrekten Produkten mit Fair Trade-Siegel leben möchte, muss leider viel Geld haben. Man kann allerdings bei bestimmten Lebensmitteln auf das Fair-Trade Siegel achten. Genussmittel wie Kaffee, Kakao und Cola sind Lebensmittel, die nicht zum Leben notwendig sind. Wenn man nicht ganz darauf verzichten will, kann man natürlich ökologisch und sozial korrekt hergestellte Produkte kaufen, die man durch den hohen Preis dann auch zu schätzen weiß, weil die Wahrscheinlichkeit geringer ist, dass man das Produkt vergisst und es am Ende weggeschmissen wird. Ein bisschen weniger Genussmittel wie zum Beispiel Cola würde vielen Menschen der reichen Länder ohnehin gut tun, wenn man ihren Bauchumfang betrachtet
Bei Lebensmitteln sollte man allgemein auch darauf achten, dass man möglichst regionale und saisonale Produkte einkauft. Das muss noch nicht mal teuer sein und ist eigentlich jedem möglich. Natürlich kann dies auch wieder Verzicht bedeuten, weil es den Konsum von Erdbeeren aus Neu-Seeland im Winter ausschließen würde.
Beispiele:
Man kauft sich ein neues Auto, dass dabei die Wahl auf ein spritsparendes Fahrzeug und nicht auf eine spritschluckende Amikarre fallen sollte, versteht sich von selbst.
Braucht man das ganze Jahr über, also auch außerhalb der eigentlich Saison, Orangen, Erdbeeren und andere Produkte, die fern von Europa angebaut und dann erst mal nach Europa transportiert werden müssen? In einigen Ländern geht wertvolles Trinkwasser für die Bewässerung von Gemüse und Früchten verloren, die wir unbedingt das ganze Jahr über kaufen können wollen. Vitamin C steckt auch im heimischen Weißkohl, dem ultimativen Wintergemüse.
Will man Firmen unterstützen, die Umwelt und Menschen ohne Rücksicht ausbeuten (Shell, BP, Coca-Cola, usw.), indem man ihre Produkte kauft? Es gibt meistens Alternativen, die keinen dicken Geldbeutel voraussetzen.
Das eigene Verhalten
Das eigene Verhalten in Bezug auf den Umgang mit Ressourcen, aber auch den Umgang mit seinen Mitmenschen, sollte man auch kritisch betrachten. Strom und Wasser kommen zu uns über Leitungen ins Haus. Das bedeutet nicht, dass man mit ihnen gewissenlos umgehen sollte.
Elektrogeräte, die man gerade nicht braucht, sollte man ausschalten. Schont nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel. Man kann sich sogar die Mühe machen darauf in öffentlichen Gebäuden, bei Freunden oder auf der Arbeit zu achten. Nur weil man selbst den Strom nicht bezahlt, bedeutet das noch lange nicht, dass man sich nicht die Mühe machen braucht, beispielsweise das Licht auf der Toilette am Arbeitsplatz auszuschalten.
Beispiele:
Muss man den Fernseher anlassen, wenn man gerade etwas ganz anderes macht und gar nicht darauf achtet?
Soll es einem egal sein, dass auf der öffentlichen Toilette das Wasser aus dem Hahn läuft, weil jemand anderes zu faul war es zuzudrehen, während in Afrika sauberes Trinkwasser Mangelware ist? Natürlich nicht!
Muss der Motor des Autos laufen, wenn man draußen fünf Minuten auf den Kumpel wartet?
Muss man für 800m zum Einkaufen unbedingt das Auto nehmen, wenn man auch gut zu Fuß hinkommt und keine schweren Sachen zu tragen hat?
Ich denke, dass man auch hier wieder die Liste von Beispielen endlos weiterführen könnte.
Um aber dieses System zu ändern, bevor es zu spät ist, müssen aber letztlich die politischen und wirtschaftlichen „Eliten“ der ersten Klasse dazu gebracht werden, die Ungerechtigkeit auf der Welt einzudämmen. Denn sie kontrollieren und steuern unseren Konsum. Sie stellen die Konsumgüter her und legen fest unter welchen Umständen sie hergestellt werden. Wir als Konsumenten können die erste Klasse mit einem bewussten Konsumverhalten und notfalls auch mit anderen Aktionen zur Vernunft bringen und eine gerechtere Welt nicht nur erkämpfen, sondern gewissermaßen auch „erkaufen“ oder „erkonsumieren“. Dies bedeutet natürlich auch einen Verzicht für unsere Seite, die zweite Klasse. Wenn wirklich alle nachhaltig und gerecht an einem Produkt verdienen sollen, von den Minenarbeitern, die die Rohstoffe fördern bis zu den Fabrikarbeitern, die das Endprodukt herstellen, dann wird das Produkt auch mehr kosten und es wird wohl kein Wegwerfprodukt sein, dass man jedes Jahr einfach mal so neu kaufen kann. Wenn es beispielsweise jemals ein echtes Fair Trade-Handy geben sollte, dann wäre das sicherlich nicht billig, aber es wäre – wie der Name schon sagt – unter fairen Bedingungen hergestellt.
Eine gerechtere Welt erfordert von allen Opfer und Verzicht. Nur wenn wir bereit sind dies zu leisten, können wir uns auch als moralisch denkende und handelnde Wesen bezeichnen, die ein Leben auf „Mutter Erde“ verdient haben. Andernfalls werden wir von unserer Mutter verstoßen werden.
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Ich hoffe, dass ich nichts vergessen habe. Aber zu dieser Thematik werde ich sicherlich noch einmal etwas schreiben.
Die drei Klassen dieser Welt
Kurzfristig mag dieses System (ob man es nun Kapitalismus oder Marktwirtschaft nennt, ist eigentlich gleichgültig) zwar Wohlstand und Zufriedenheit bringen, allerdings nur für einige, nämlich all jene, die im richtigen Abteil dieses gesellschaftlich-wirtschaftlich Systems sitzen. In der ersten Klasse dieses Systems sitzen einige Wenige, die Macht und Reichtum anhäufen und unter ihresgleichen weitergeben. Diese Personengruppe kann man auch als „Elite“ oder ganz salopp „die da oben“ bezeichnen.In der zweiten Klasse sitzen all jene Bewohner der so genannten „Ersten Welt“ (auch genannt: „Industrienationen“, „der Westen“), die man gerne als „Normalbürger“ bezeichnet, dazu zählen muss man aber auch Personen vom angeblichen „Rand der Gesellschaft“, also sozial schwach gestellte und oftmals arbeitslose Personen (zum Beispiel „Hartz IV“-Empfänger). Sie sitzen zwar auch in der zweiten Klasse, aber leider in dem Abteil, das gerade eine Gruppe Feiernder aus der ersten Klasse voll gekotzt hat, um das mal bildlich auszudrücken.
In der dritten Klasse, der „Holzklasse“, sitzen die meisten Menschen. Das sind diejenigen aus den wirklich armen Regionen dieser Welt. Für sie gibt es kein Arbeitslosengeld, kein „Hartz IV“, keine Rechte, keine Ansprüche – noch nicht einmal auf sauberes Trinkwasser, auf Essen oder ein Dach über den Kopf. Sie arbeiten für Hungerlöhne, werden ausgebeutet von eben diesem gesellschaftlich-wirtschaftlichen System, dass der ersten Klasse ein Luxusleben und der zweiten Klasse einen relativen Wohlstand ermöglicht. Ihre Armut und ihr unfreiwilliger Verzicht auf Ansprüche und (Menschen)Rechte machen unseren Wohlstand erst möglich.
Der Teufelskreis unseres gesellschaftlich-wirtschaftlichen Systems
Was meine ich mit „unserem gesellschaftlich-wirtschafltichem System“ (man könnte es auch ganz edel „sozio-ökonomisches System“ nennen)? Damit meine ich einen Teufelskreis, in dem wir alle darauf gedrillt werden endlos zu konsumieren, dies aber auch selbst wollen, denn Konsum macht ja schließlich glücklich und schafft auch Arbeitsplätze. Die erste Klasse sorgt dafür, dass dieser Teufelskreis erhalten bleibt, denn sie profitieren schließlich am meisten davon. Doch dieses System basiert auf der aberwitzigen Annahme, dass Konsum (also kaufen, kaufen und noch mal kaufen) von Produkten, die aus Ressourcen hergestellt werden, die nur begrenzt verfügbar sind, unbegrenzt anhalten kann. Dabei ist doch klar, dass alles was wir, die zweite und die erste Klasse kaufen/konsumieren, nicht aus Luft und Liebe hergestellt wurde, sondern aus verschiedenen Rohstoffen, die eben nicht unbegrenzt vorhanden sind. Rohstoffe, die in Handys, Computern, Fernsehern, Autos, etc. drinstecken, sind endlich. Selbst sauberes Trinkwasser und genügend Lebensmittel sind unter bestimmten Umständen begrenzt vorhanden. Die Erde kann schließlich nicht unendlich viele Menschen ernähren, erst recht nicht, wenn diese so rücksichtslos mit Trinkwasser, fruchtbaren Böden und der Umwelt umgehen.Hinzu kommt noch, dass dieser Konsum auf Kosten der dritten Klasse geht. Für Hungerlöhne und unter oftmals unmenschlichen Bedingungen fördern sie die Rohstoffe und produzieren daraus die Handys und andere Güter, welche die zweite Klasse wie Wegwerfprodukte kauft. Die erste Klasse will natürlich dafür sorgen, dass dies weiterhin so bleibt, weil sie am meisten davon profitiert. Man stelle sich einmal vor, dass die für die Herstellung von Mobiltelefonen wichtigen Rohstoffe in Deutschland unter den hiesigen Arbeitsbedingungen gefördert werden würden und anschließend auch hier zum Endprodukte Mobiltelefon weiterverarbeitet werden würden. Dann gäbe es nur noch sehr wenige, die sich jedes Jahr ein neues Handy leisten können.
Dieses System ist deswegen ein Teufelskreis, weil viele erst einmal gar nicht bemerken, dass sie darin drinstecken und wenn sie es merken, ist es alleine fast unmöglich herauszubrechen. Verzicht, fällt nicht nur den „Eliten“ der ersten Klasse schwer, sondern den Angehörigen aller Klassen, wobei die ganz unten natürlich nur wenig haben worauf sie überhaupt verzichten könnten. Mit Hilfe von „Stars und Sternchen“ und sonstigen Prominenten aus Musik, Film Sport (Bundesliga), etc., werden die Angehörigen der zweiten Klasse willig gemacht auf ein Leben in rücksichtslosem Konsum – die gesellschaftlich angesehenen Personen machen es ja vor. Wenn die Heidi Klums und David Beckhams dieser Welt in Werbungen oder durch ihr bloßes Auftreten sagen welches Produkt „in“ ist, lassen (fast) alle beispielsweise ihr einwandfrei funktionierendes Navigationsgerät fallen (also schmeißen es weg) und kaufen sich das neue, dafür mit der Stimme von David Beckham. Dies soll nur ein, noch nicht einmal unbedingt überspitztes Beispiel für ein dummes und rücksichtsloses Konsumverhalten sein. Damit meine ich letztlich, dass uns eingetrichtert werden soll ständig neu zu konsumieren, immer mehr und immer das Neueste, obwohl es eigentlich gar nicht unbedingt notwendig wäre. Aber die erste Klasse will ja schließlich etwas an uns verdienen und uns durch unseren eigenen Konsum blind und bei Laune halten.
Alles hat irgendwann eine Ende
Das große Problem ist nur, dass dieser Konsum auf Kosten anderer Menschen und der Natur eine kurzfristige Denkweise widerspiegelt. Diejenigen, die jetzt ausgenutzt und ausgebeutet werden, lassen dies nicht in Ewigkeit mit sich machen. Sie werden ihr Stück vom Kuchen einfordern, notfalls und zu Recht auch mit Gewalt. Außerdem steht die Menschheit bald vor einem großen Problem, wenn Erde und Natur ausgequetscht wurden wie eine Apfelsine und viele Ressourcen Mangelware werden. Die erste und die zweite Klasse leben über ihre Verhältnisse und gefährden damit nicht nur das ökologische Gleichgewicht, sondern auch den Frieden auf dieser Welt. Je weniger Rohstoffe verfügbar sind, dazu zähle ich auch sauberes Trinkwasser und Nahrungsmittel, desto heftiger wird die Rivalität darum. Letztlich mündet diese Rivalität in Kampf und Krieg. Und als ob das alleine nicht schon genug wäre, ist noch gar nicht absehbar, welche Folgen die Verschmutzung der Umwelt (man bedenke alleine den Plastikmüll in den Weltmeeren) für die Menschheit haben wird. Hinzu kommen auch noch schlimme Naturkatastrophen zur falschen Zeit, die beispielsweise eine knappe Lebensmittelversorgung noch weiter verschärfen. Vielleicht will sich die Erde auch vom Parasiten Mensch befreien? Dies muss nicht immer und ausschließlich die ohnehin schon Armen treffen, sondern wird auch einmal die Hauptverursacher der Misere in den reichen Ländern treffen.Was man selbst tun kann
In vielen meiner Beiträge für diesen Blog kritisiere ich eine kleine, internationale Clique von mächtigen und reichen Personen aus Politik und Wirtschaft, die erste Klasse. Natürlich sind sie diejenigen, die an den Schalthebeln unseres Systems sitzen und den Kurs vorgeben. Sie sind auch die Hauptverantwortlichen für vielerlei Unrecht, das täglich weltweit geschieht, aber von kaum jemanden beachtet wird. Sie stehen im Besonderen in der Pflicht ihre Verhaltensweise zu ändern und das Schiff auf einen richtigen Kurs zu setzen. Das würde für sie natürlich auch Verzicht bedeuten, der ihnen besonders schwer fallen könnte, da angeblich diejenigen, die ohnehin viel haben, auch am allerwenigsten verzichten können. Noch haben sie aber die Chance dies aus eigenen Stücken zu tun, bevor sie, mit welchen Mitteln auch immer, dazu gezwungen werden und dabei vielleicht auch mehr verlieren als ihre materiellen Güter. Das wäre in einer solchen Situation der Fall, den viele vielleicht auch als einen totalen Zusammenbruch bezeichnen würden. Wenn der Teufelskreis aus Konsum nicht vorher durchbrochen wird, dann wird er alleine auseinander fallen und viele werden unter den Trümmern dieses Systems begraben werden. Manchmal frage ich mich, ob man in den Köpfen der Menschen überhaupt eine radikale Änderung in Denk- und Verhaltensweise erreichen kann, ohne dass es für alle ein einschneidendes „Aha-Erlebnis“ gibt, durch das sie merken, auf welchem Holzweg sie die ganze Zeit über waren. Das wäre ein eben solcher Zusammenbruch, vielleicht kann man es vergleichen mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges, als viele merkten, was für eine Dummheit sie doch begangen haben. Leider war kam das zu spät.Grundlegendes
Nichtsdestotrotz will ich, basierend auf eigenen Erfahrungen und Beobachtungen, erläutern was man für sich als stinknormale und kleine Person tun kann, um einen Schritt in Richtung gerechtere oder bessere Welt zu gehen. Vieles bedeutet Verzicht und das Überwinden des berüchtigten „inneren Schweinehundes“, würde aber, wenn es ein Mehrheit machen würde, auch diejenigen an den Schalthebeln der Macht zu einem Umdenken zwingen. Vieles ist allerdings auch nur schwer oder gar nicht realisierbar. Oftmals ist es auch eine Frage des Geldbeutels, ob man bewusst und kritisch konsumieren kann.
Generell sollte man nicht kritiklos alles hinnehmen und schlucken. Sich beispielsweise über das Internet zu informieren, kann nicht nur ein kleiner Beitrag zu einer besseren Welt sein, sondern auch den eigenen Geldbeutel schonen. Im folgenden werde ich mit Hilfe von konkreten Beispielen versuchen zu erklären, was man tun kann.
Das eigene Konsumverhalten
1)Was brauche ich wirklich?
Aus moralischen, ökologischen und ökonomischen Gründen sollte man sich selbst immer fragen, ob man ein bestimmtes Produkt überhaupt wirklich benötigt. Oftmals werden viele Dinge gekauft, die man einige Male benutzt und dann nie wieder. Oder man kauft sich die neue Version eines Produktes, weil sie neu ist, aber nicht weil man sie wirklich benötigt. Bestimmte Dinge kann man auch im kommerziell oder im Freundeskreis ausleihen. Dies kann nicht nur Ressourcen und die Umwelt schonen, sondern auch den Geldbeutel. Man muss immer im Kopf behalten, dass viele Produkte aus begrenzten Ressourcen hergestellt werden und die Umstände unter denen sie hergestellt wurden, auch fragwürdig sind – worauf ich noch zu sprechen komme. Kauft man die neue Variante eines Produktes, wird das alte, noch völlig funktionsfähige Produkt früher oder später meist in den Müll geschmissen und möglicherweise zu einem Problem für Umwelt und (natürlich ärmere) Menschen. Elektroschrott aus den reichen Ländern beispielsweise wird oft illegal in Afrika entsorgt, wo Kinder ihre Gesundheit zerstören, um an das Metall darin zu gelangen. Die Umwelt wird dabei natürlich auch vergiftet.
Beispiele:
Braucht man ein Auto, obwohl man in einer Stadt wohnt und genau so gut mit dem Fahrrad und den öffentlichen Verkehrsmitteln vorankommt?
Braucht man unbedingt jedes Jahr ein neues Handy, eine neue Kamera, einen neuen Computer, obwohl das alte Gerät noch einwandfrei funktioniert?
Braucht man als Geringverdiener oder „Hartz IV-Empfänger“ zwei Hunde, eine Katze und einen Hamster, die man alle ernähren muss, während man auch noch zwei kleine Kinder hat, die auch ernährt werden müssen und denen man dann aus Mangel an Geld möglicherweise ungesunden Fraß vorwirft?
Muss man bei jedem Sonderangebot in Discountern zugreifen einfach nur weil es gerade billig ist und man es vielleicht brauchen könnte?
Braucht man den Kühlschrank voll mit Lebensmitteln, von denen die Hälfte später sowieso weggeschmissen wird, weil man es vergessen hat? Siehe „Taste the waste“!
Man könnte noch beinahe endlos Beispiele anreihen. Jeder könnte etwas aufführen. Blinder Konsum ist nicht nur rücksichtslos und dumm, sondern indirekt auch an Ungerechtigkeit dieser Welt beteiligt. Jeder sollte sich informieren was er eigentlich konsumiert und ob es überhaupt notwendig ist. In Bezug auf Lebensmittel, die in den Kühlschränken der reichen Länder verrotten, ist zu sagen, dass man sich eben einen Plan machen kann, was man alles an Lebensmitteln braucht. Vielleicht hat man einmal Lust auszugehen und auswärts zu essen, aber wenn dafür das Hackfleisch im Kühlschrank verrottet, das eigentlich an diesem Tage hätte zubereitet werden sollen, dann ist das rücksichtslos und ein Beleg dafür, dass es einem zu gut geht. Wenn man Lebensmittel nicht ohne nachzudenken in Massen einkaufen möchte, kann es natürlich auch bedeuten, dass man öfter einkaufen gehen muss. Dann wäre der inner Schweinehund zu überwinden und dies sollte man tun, sonst ist man moralisch mitverantwortlich für Elend und Hunger auf dieser Welt. Wenn man nicht mehr blind und rücksichtslos konsumiert, dann kann bedeutet dies auch Verzicht. Verzicht auf Statussymbole (Autos, Handys, Stichwort „Iphone“, etc..) und Verzicht auf die neuesten Funktionen und Spielereien eines Produktes. Wenn man sich aber am Beispiel eines Mobiltelefons überlegt, was dessen Grundaufgabe ist/war, dann sind selbst ältere Handys absolut in Ordnung. Man kann mit ihnen noch wunderbar kommunizieren, telefonieren und Textmitteilungen schreiben.
2) Bewusst konsumieren:
Ich muss noch mal wiederholen, dass generell gilt, dass man sich ständig fragen sollte, ob man ein bestimmtes Produkt überhaupt wirklich benötigt.
Wenn man nun doch ein Produkt wirklich oder auch nur scheinbar benötigt, dann kann man sich vorab informieren unter welchen Umständen es produziert wurde und aus welchen Rohstoffen es besteht. Die meisten (wenn nicht sogar alle) Mobiltelefone enthalten das Material Coltan, das beispielsweise unter fragwürdigen Bedingungen in (ehemaligen) Bürgerkriegsgebieten im Kongo gefördert wird. Da führt wohl kein Weg daran vorbei, ein Fair Trade-Siegel für Handys gibt es meines Wissens nach nicht. Man kann sich aber immerhin vorher zum Beispiel in unabhängigen Testberichten informieren, ob das Produkt, das man kaufen möchte überhaupt eine gute Qualität hat und nicht schon nach kurzer Zeit den Geist aufgibt.
***Kleiner Einschub: Das Problem an unserem System ist leider auch, dass viele Produkte gar nicht dazu bestimmt sind, lange zu halten und zu funktionieren. Auch kann man die allerwenigsten Produkte auf einen neueren, technischen Stand bringen. Wäre dies der Fall, dann würde es für die Firmen, die solche Produkte herstellen, bedeuten, dass sie weniger Profite machen, weil sie die Konsumenten nicht ständig neue Geräte kaufen würden, weil die Alten ja halten.***
Bei anderen Produkten, zum Beispiel bei Textilien oder auch Lebensmitteln, insbesondere Genussmitteln wie Kaffee und mittlerweile auch Limonade kann man auch bewusst, also mit Rücksicht auf die Natur (Bio-Produkte) und die Hersteller der Produkte (Fair Trade) konsumieren. Es ist ein Unterschied, ob ein Kleidungsstück in Europa oder von Kindern und Tagelöhnern in Bangladesch oder China hergestellt wurde. Allerdings ist dieser Unterschied auch im Preis bemerkbar, weshalb bewusstes Konsumieren gerade bei Textilien eine Frage des Geldes ist. Man kann allerdings gebrauchte Kleidung, die unter fairen Bedingungen hergestellt wurde, für einen akzeptablen Preis auf Flohmärkten oder Second Hand-Läden kaufen.
In Bezug auf Fair Trade ist zu sagen, dass Rewe seit kurzem (Bio-)Produkte mit Fair Trade-Siegel anbietet und zwar für einen unglaublich billigen Preis. Da muss man sich natürlich auch fragen, ob das alles mit rechten Dingen zugeht. Ich versuche diesbezüglich Augen und Ohren aufzuhalten. Generell erscheint mir der Konsum von Lebensmitteln mit Fair Trade-Siegel als ein Schritt in die richtige Richtung. Die Arbeit armer Kaffeebauern aus Afrika soll schließlich keine Sache sein, an der nur die Zwischenhändler mächtig abkassieren und die Bauern arm bleiben. Allerdings spielt auch hier wieder der Geldbeutel eine Rolle. Wer nur von ökologisch korrekten Produkten mit Fair Trade-Siegel leben möchte, muss leider viel Geld haben. Man kann allerdings bei bestimmten Lebensmitteln auf das Fair-Trade Siegel achten. Genussmittel wie Kaffee, Kakao und Cola sind Lebensmittel, die nicht zum Leben notwendig sind. Wenn man nicht ganz darauf verzichten will, kann man natürlich ökologisch und sozial korrekt hergestellte Produkte kaufen, die man durch den hohen Preis dann auch zu schätzen weiß, weil die Wahrscheinlichkeit geringer ist, dass man das Produkt vergisst und es am Ende weggeschmissen wird. Ein bisschen weniger Genussmittel wie zum Beispiel Cola würde vielen Menschen der reichen Länder ohnehin gut tun, wenn man ihren Bauchumfang betrachtet
Bei Lebensmitteln sollte man allgemein auch darauf achten, dass man möglichst regionale und saisonale Produkte einkauft. Das muss noch nicht mal teuer sein und ist eigentlich jedem möglich. Natürlich kann dies auch wieder Verzicht bedeuten, weil es den Konsum von Erdbeeren aus Neu-Seeland im Winter ausschließen würde.
Beispiele:
Man kauft sich ein neues Auto, dass dabei die Wahl auf ein spritsparendes Fahrzeug und nicht auf eine spritschluckende Amikarre fallen sollte, versteht sich von selbst.
Braucht man das ganze Jahr über, also auch außerhalb der eigentlich Saison, Orangen, Erdbeeren und andere Produkte, die fern von Europa angebaut und dann erst mal nach Europa transportiert werden müssen? In einigen Ländern geht wertvolles Trinkwasser für die Bewässerung von Gemüse und Früchten verloren, die wir unbedingt das ganze Jahr über kaufen können wollen. Vitamin C steckt auch im heimischen Weißkohl, dem ultimativen Wintergemüse.
Will man Firmen unterstützen, die Umwelt und Menschen ohne Rücksicht ausbeuten (Shell, BP, Coca-Cola, usw.), indem man ihre Produkte kauft? Es gibt meistens Alternativen, die keinen dicken Geldbeutel voraussetzen.
Das eigene Verhalten
Das eigene Verhalten in Bezug auf den Umgang mit Ressourcen, aber auch den Umgang mit seinen Mitmenschen, sollte man auch kritisch betrachten. Strom und Wasser kommen zu uns über Leitungen ins Haus. Das bedeutet nicht, dass man mit ihnen gewissenlos umgehen sollte.
Elektrogeräte, die man gerade nicht braucht, sollte man ausschalten. Schont nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel. Man kann sich sogar die Mühe machen darauf in öffentlichen Gebäuden, bei Freunden oder auf der Arbeit zu achten. Nur weil man selbst den Strom nicht bezahlt, bedeutet das noch lange nicht, dass man sich nicht die Mühe machen braucht, beispielsweise das Licht auf der Toilette am Arbeitsplatz auszuschalten.
Beispiele:
Muss man den Fernseher anlassen, wenn man gerade etwas ganz anderes macht und gar nicht darauf achtet?
Soll es einem egal sein, dass auf der öffentlichen Toilette das Wasser aus dem Hahn läuft, weil jemand anderes zu faul war es zuzudrehen, während in Afrika sauberes Trinkwasser Mangelware ist? Natürlich nicht!
Muss der Motor des Autos laufen, wenn man draußen fünf Minuten auf den Kumpel wartet?
Muss man für 800m zum Einkaufen unbedingt das Auto nehmen, wenn man auch gut zu Fuß hinkommt und keine schweren Sachen zu tragen hat?
Ich denke, dass man auch hier wieder die Liste von Beispielen endlos weiterführen könnte.
Systemwechsel
Als Teil dieses Hamsterrads bzw. Teufelskreises kann ein jeder seinen (auch friedlichen) Beitrag dazu tragen, dieses untergehende System abzuschaffen, bevor es uns alle mit sich in die Tiefe reißt. Vieles von dem bisher geschilderten bedeutet Verzicht auf Annehmlichkeiten und letztlich mehr Umstände, weil man viel mehr nachdenken muss. Die meisten Menschen sind oft leider auch zu bequem etwas an ihrem Verhalten zu ändern. Dies ist leider menschlich, doch auch fatal. Unser Wohlstand, der diese Bequemlichkeit ermöglicht ist kein dauerhaftes Phänomen. Wer früher und freiwillig auf manche Bequemlichkeiten verzichtet, kommt mit dem Ernstfall, der alle Bequemlichkeiten vernichtet, viel leichter zurecht. Kaum jemand schafft es konsequent auf alle eigentlich unnötigen Bequemlichkeiten zu verzichten. Das muss auch nicht sein, der Mensch ist schließlich ein „Genuss-Tier“. Aber man sollte auch lernen zu verzichten und zu versuchen einen gesunden Mittelweg zu finden. In diesem aktuell vorherrschenden gesellschaftlich-wirtschaftlichem System hat man oft natürlich auch keine andere Wahl, andererseits schafft man es aber auch nicht immer den inneren Schweinehund zu überwinden.Um aber dieses System zu ändern, bevor es zu spät ist, müssen aber letztlich die politischen und wirtschaftlichen „Eliten“ der ersten Klasse dazu gebracht werden, die Ungerechtigkeit auf der Welt einzudämmen. Denn sie kontrollieren und steuern unseren Konsum. Sie stellen die Konsumgüter her und legen fest unter welchen Umständen sie hergestellt werden. Wir als Konsumenten können die erste Klasse mit einem bewussten Konsumverhalten und notfalls auch mit anderen Aktionen zur Vernunft bringen und eine gerechtere Welt nicht nur erkämpfen, sondern gewissermaßen auch „erkaufen“ oder „erkonsumieren“. Dies bedeutet natürlich auch einen Verzicht für unsere Seite, die zweite Klasse. Wenn wirklich alle nachhaltig und gerecht an einem Produkt verdienen sollen, von den Minenarbeitern, die die Rohstoffe fördern bis zu den Fabrikarbeitern, die das Endprodukt herstellen, dann wird das Produkt auch mehr kosten und es wird wohl kein Wegwerfprodukt sein, dass man jedes Jahr einfach mal so neu kaufen kann. Wenn es beispielsweise jemals ein echtes Fair Trade-Handy geben sollte, dann wäre das sicherlich nicht billig, aber es wäre – wie der Name schon sagt – unter fairen Bedingungen hergestellt.
Eine gerechtere Welt erfordert von allen Opfer und Verzicht. Nur wenn wir bereit sind dies zu leisten, können wir uns auch als moralisch denkende und handelnde Wesen bezeichnen, die ein Leben auf „Mutter Erde“ verdient haben. Andernfalls werden wir von unserer Mutter verstoßen werden.
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Ich hoffe, dass ich nichts vergessen habe. Aber zu dieser Thematik werde ich sicherlich noch einmal etwas schreiben.
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