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Dienstag, 15. November 2011
Die "Kauflaune" der Deutschen
wasistlos, 23:33h
Spiegel-Online berichtet heute, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland im Vergleich zu den drei vorhergehenden Monaten um sagenhafte 0,5 % gestiegen ist, obwohl es in diesen krisenhaften Zeiten eher nicht dem allgemeinen Trend entspricht. Zurückgeführt wird dieses Wachstum vor allem auf das Kaufverhalten der Konsumenten, deren Kauflaune zugenommen habe.
Solche Berichte sind natürlich nur Schönrederei einer unabwendbaren Systemkrise, deren Vorhut uns seit einigen Jahren erst vergleichsweise zärtlich das leichte Frösteln über den Rücken bläst. Wie so oft hier erwähnt (muss aber immer wieder sein), das Problem sind nicht irgendwelche Finanz-, Wirtschafts- oder Arbeitsmarktkrisen, sondern das kaputte System an sich, dass davon ausgeht, dass man mehr konsumieren kann, als auf dieser Erdkugel vorhanden ist.
Dies nun erwähnt, kann ich zurück zum eigentlichen Thema des Spiegel-Artikels kommen. Als klar denkender Mensch sollte man sich fragen, wer sind denn diese Konsumenten mit der ach so tollen Kauflaune eigentlich sind. Bist Du es? Bin ich es? Ist es der Hartz-IV-Nachbar, der wieder mal seinen Kaufrausch auf spätrömisch-dekadente Weise auslebt, wie es Westerwelle ausdrücken würde? Nein, ich denke, dass diese Kauflaune erstens vorübergehend ist und zweitens auch nur von denjenigen ausgeht, die (noch) über finanzielle Ressourcen verfügen. Angesichts steigender Inflationsraten und zunehmender Verunsicherung über dieses gegenwärtige Wirtschaftssystem, gibt man lieber das Geld aus, solange es noch etwas wert ist. Jetzt also noch einmal zuschlagen und in materielle Güter „investieren“, solange es noch geht.
„Warum aber handelt Otto Normalverbraucher plötzlich so anormal? Zum Teil lässt sich das mit der Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt erklären. Die ist so gut wie seit langem nicht mehr, im kommenden Jahr wird die Zahl der Arbeitslosen voraussichtlich weiter sinken. Zugleich wurden in vielen Branchen Lohnerhöhungen vereinbart. Die Deutschen haben also mehr Geld in der Tasche und sehen vergleichsweise optimistisch in die Zukunft.“
Mag ja sein, dass es weniger Arbeitslose gibt. Allerdings frage ich mich wie viele der ehemals Arbeitslosen nun in einem Job untergebracht sind, der gerade zum Überleben reicht und für außergewöhnliche Anschaffungen keinen Spielraum lässt? Offenbar fallen viele Arbeitslose nämlich aus der Zählung heraus, sobald sie einen 400-Euro-Job haben, als Leiharbeiter beschäftigt werden oder sonst irgendwie für wenig Geld Arbeiten verrichten. Von Gehältern, die beispielsweise ein Leiharbeiter oftmals bekommt, lassen sich keine großen Sprünge machen, insbesondere, wenn man in einer Gegend mit teuren Mieten wohnt.
Dann wäre da die Sache mit den Lohnerhöhungen. Was bringen einem einfachen Beschäftigten ein paar mickrige Prozente Lohnerhöhung, wenn die Preise gleichzeitig steigen? Solche Lohnerhöhungen im einstelligen Prozentbereich bringen wohl erst etwas, wenn man ohnehin schon soviel verdient, dass selbst die Stelle hinter dem Komma einen dicken Batzen Geld beschert.
Bei so etwas kann man sich zurecht fragen, welchen Anteil die Medien an der Schönrederei dieser vergleichsweise schlechten Situation haben – vergleichsweise schlecht, weil man in Deutschland meistens immer noch genug zu essen und zu trinken hat. Vielleicht war es aber auch keine Absicht, kann ja auch sein. Oder vielleicht rede ich die Situation auch schlecht, was ich allerdings (leider) nicht glaube.
Noch etwas in eigener Sache, langsam aber sicher werde ich vom „System“ verschlungen, was wahrscheinlich zur Folge haben wird, dass ich hier weniger Beiträge schreiben werde. Mal sehen.
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Vergebliche Schönrederei
Bei so viel Wachstum und so großer Kauflaune könnte man ja glatt denken, dass alles okay ist und die Krise an Deutschland vorbeigeht. Teile der Politik und der Wirtschaft sehen es natürlich gerne, wenn möglichst die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger so denkt, damit sie weiterhin ihr Spielchen um Macht und Ressourcen weitertreiben können.Solche Berichte sind natürlich nur Schönrederei einer unabwendbaren Systemkrise, deren Vorhut uns seit einigen Jahren erst vergleichsweise zärtlich das leichte Frösteln über den Rücken bläst. Wie so oft hier erwähnt (muss aber immer wieder sein), das Problem sind nicht irgendwelche Finanz-, Wirtschafts- oder Arbeitsmarktkrisen, sondern das kaputte System an sich, dass davon ausgeht, dass man mehr konsumieren kann, als auf dieser Erdkugel vorhanden ist.
Dies nun erwähnt, kann ich zurück zum eigentlichen Thema des Spiegel-Artikels kommen. Als klar denkender Mensch sollte man sich fragen, wer sind denn diese Konsumenten mit der ach so tollen Kauflaune eigentlich sind. Bist Du es? Bin ich es? Ist es der Hartz-IV-Nachbar, der wieder mal seinen Kaufrausch auf spätrömisch-dekadente Weise auslebt, wie es Westerwelle ausdrücken würde? Nein, ich denke, dass diese Kauflaune erstens vorübergehend ist und zweitens auch nur von denjenigen ausgeht, die (noch) über finanzielle Ressourcen verfügen. Angesichts steigender Inflationsraten und zunehmender Verunsicherung über dieses gegenwärtige Wirtschaftssystem, gibt man lieber das Geld aus, solange es noch etwas wert ist. Jetzt also noch einmal zuschlagen und in materielle Güter „investieren“, solange es noch geht.
Was wolle Spiegel-Online?
Spiegel-Online schreibt auch treffend vom „Angstkonsumenten“, der das Geld lieber ausgibt, bevor es wertlos ist. Die Begründung dafür finde ich allerdings etwas absurd, so schreibt der Spiegel:„Warum aber handelt Otto Normalverbraucher plötzlich so anormal? Zum Teil lässt sich das mit der Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt erklären. Die ist so gut wie seit langem nicht mehr, im kommenden Jahr wird die Zahl der Arbeitslosen voraussichtlich weiter sinken. Zugleich wurden in vielen Branchen Lohnerhöhungen vereinbart. Die Deutschen haben also mehr Geld in der Tasche und sehen vergleichsweise optimistisch in die Zukunft.“
Mag ja sein, dass es weniger Arbeitslose gibt. Allerdings frage ich mich wie viele der ehemals Arbeitslosen nun in einem Job untergebracht sind, der gerade zum Überleben reicht und für außergewöhnliche Anschaffungen keinen Spielraum lässt? Offenbar fallen viele Arbeitslose nämlich aus der Zählung heraus, sobald sie einen 400-Euro-Job haben, als Leiharbeiter beschäftigt werden oder sonst irgendwie für wenig Geld Arbeiten verrichten. Von Gehältern, die beispielsweise ein Leiharbeiter oftmals bekommt, lassen sich keine großen Sprünge machen, insbesondere, wenn man in einer Gegend mit teuren Mieten wohnt.
Dann wäre da die Sache mit den Lohnerhöhungen. Was bringen einem einfachen Beschäftigten ein paar mickrige Prozente Lohnerhöhung, wenn die Preise gleichzeitig steigen? Solche Lohnerhöhungen im einstelligen Prozentbereich bringen wohl erst etwas, wenn man ohnehin schon soviel verdient, dass selbst die Stelle hinter dem Komma einen dicken Batzen Geld beschert.
Bei so etwas kann man sich zurecht fragen, welchen Anteil die Medien an der Schönrederei dieser vergleichsweise schlechten Situation haben – vergleichsweise schlecht, weil man in Deutschland meistens immer noch genug zu essen und zu trinken hat. Vielleicht war es aber auch keine Absicht, kann ja auch sein. Oder vielleicht rede ich die Situation auch schlecht, was ich allerdings (leider) nicht glaube.
Noch etwas in eigener Sache, langsam aber sicher werde ich vom „System“ verschlungen, was wahrscheinlich zur Folge haben wird, dass ich hier weniger Beiträge schreiben werde. Mal sehen.
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