Freitag, 29. November 2013
„Flittchen“ im Visier – Banken bringen sich wieder in Gefahr
Jakob Augstein hat sich anscheinend eine Rede von Jürgen Fitschen, Co-Vorsitzenden der Deutschen Bank angetan und hat in Spiegel-Online Interessantes zu berichten.

Immer wieder mal hat man in den vergangenen Monaten irgendwo gehört oder gelesen, dass Banken und deren Manager trotz Finanzkrise und leider nicht zugelassenen Beinahe-Absturzes ihres ausbeuterischen Raffgier-Systems, nichts dazu gelernt haben. Spekulationen mit Nahrungsmitteln und mit den Leben anderer gehen weiter als hätte es keinen „Banken-Crash“ gegeben. Munter werden Boni eingefahren, während sich der Rest der Republik darum streitet, ob denn nicht auch die ostdeutsche Frisöse einen lebenswerten (Mindest-)lohn verdient hätte.

Während die Armen nach wie vor immer noch ärmer werden und die Ungleichheit immer weiter wächst, füllen sich Spitzenbanker die Taschen. Jegliche Pläne zur Regulierung dieser übergelaufenen Finanzkloschüssel werden von den gierigen Schmeissfliegen der Banken verhindert.

Mittlerweile sind die Finanzflittchen wieder, so wie beispielsweise Jürgen Fitschen, so übermütig und arrogant wie seit Jahren nicht mehr. Glücklicherweise zeigen sie ihr wahres Gesicht dann doch immer wieder und in diesem Fall wurde darüber sogar berichtet. Man kann nur hoffen, dass sie weiterhin im Visier der Öffentlichkeit bleiben.

Trotz dieser widerwärtigen Verhaltensweise kann dem Ganzen vielleicht doch etwas Gutes abgewinnen – das nächste Mal werden sie richtig fallen und dann nicht nur symbolisch – dafür sorgen sie letztlich auch selbst. Eigentlich komisch, dass sie diese Gefahr scheinbar nicht erkennen.







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Donnerstag, 14. März 2013
Der sozialdemokratische Verrat an der Arbeiterklasse
Agenda 2010 und Hartz IV - heute Synonyme für unsoziale staatlichen Maßnahmen bzw. Programme haben ja bekanntermaßen sozialdemokratische Wurzeln. In diesem Zusammenhang möchte ich auf ein interessantes Interview der Süddeutschen Zeitungen mit dem Sozialrichter Jürgen Borchert hinweisen.

Wieder einmal frage ich mich nicht nur, wie vermeintliche Sozialdemokraten unter der Regierung Schröder so eine asoziale Schandtat vollbringen konnten, sondern auch, ob denn keiner sieht, worauf wir gerade zuschlittern.

Prekäre Arbeitsverhältnisse, wachsende Kluft zwischen Arm und Reich, von der eigenen Regierung gefälschte Armutsberichte, sinkender Bildungsstand und so weiter und so fort. Dass das nicht gut enden kann, sollte doch eigentlich jedem normal Denkenden dämmern.
Irgendwann ist die kritische Masse der Unzufriedenen, Fehlgeleiteten und schlicht Naiven erreicht, dann können und weren Situationen eintreten, die man sich heute im bequem Fernsehsessel vor der täglichen Dosis an Scheisse gar nicht vorstellen kann oder mag.

Ich sehe – übrigens europaweit – eine wachsende Gefahr von sozialen Unruhen wie es sie schon lange nicht mehr gegeben hat. Wartet nur ab, bis es noch ein paar Hungerlöhner, ein paar protzig-arrogante Superreiche und ein paar Dumme mehr sind, dann wird ein Tropfen das Fass zum Überlaufen bringen. So lange die „Brot und Spiele“-Maschine läuft, so lange Bundesliga und Dschungelacmp den Blick vom Wesentlichen ablenken können und so lange man sein Fressen zuverlässig vom Discounter bekommt, ist alles gut. Aber wehe, wenn diese Maschine ins Stocken gerät, wehe wenn Zustände und ein paar Zufälligkeiten, die eigentlich gar nichts miteinander zu tun haben, gemeinsam auftreten.

Dafür wird auch die SPD mitverantwortlich sein, die angeblichen Hüter der Sozialdemokratie. Vielleicht könnten viele Kreuzchen weit links von SPD und Grüne noch eine Wende bringen aber wahrscheinlich wählt man lieber die Bild-Kanzlerin.






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Mittwoch, 9. Mai 2012
Was „Lean“ für Arbeitnehmer bedeutet
Das englische Wort „Lean“ (schlank) bezeichnet eine Unternehmensphilosophie, die sich auch in deutschen Konzernen zunehmender Beliebtheit erfreut. Kurz und knapp gesagt, bedeutet die Lean-Philosophie, dass (Arbeits)prozesse effizienter gestaltet werden und Verschwendung (in Form von Zeit, Laufwegen, etc.) zu beseitigen. Welche Folgen, dass für die betroffenen Arbeitnehmer haben kann, ist auf dem ersten Blick nicht eindeutig sichtbar und soll im Folgenden näher erläutert werden. Der hier gegebene Überblick ist lediglich der Abriss eines umfangreichen Themas und soll in erster Linie als Orientierung dienen. Falls dies jemand lesen sollte, der von der Einführung der Lean-Philosophie als Mitarbeiter betroffen ist, empfehle ich, diesen Text unbedingt vollständig zu lesen und ggf. weitere Literatur zu Rate zu ziehen.


Japanische Effizienz als Vorbild

Die Lean-Philosophie geht zurück auf das Toyota-Produktionssystem, einem schlanken Produktionssystem und weltweitem Maßstab für effiziente und kostensparende Produktion. Lean wird in vielen Branchen angewandt und wird unter den Bezeichnungen Lean manufacturing, Lean Management, Lean-Philosophie, Lean-Kultur oder einfach nur Lean geführt, immer mit dem Ziel Verschwendung zu beseitigen, Kosten zu senken und Effizienz zu steigern.. Eine Vielzahl von Büchern und Unternehmensberatungen beschäftigen sich nur mit dem Thema Lean.


Lean im Überblick

Die Lean-Philosophie wird unterschieldich interpretiert und umgesetzt, in der Regel geht man aber davon aus, dass Lean von den Mitarbeitern nicht nur als kurzfristiges Projekt verstanden werden, sondern einen Kontinuierlichen Verbesserungsprozess (KVP) in Gang setzt, der theoretisch nicht enden soll. Im Rahmen eines Transformationsprozesses (transformieren=umformen, umwandeln), das Lean als Kultur im Unternehmen etablieren soll, werden drei verschiedene „Arbeitsfelder“ angegangen:

- Technisches System: Werkzeug, Layout der Produktions-/Lagerfläche, Laufwege, Arbeitsmittel, Maschinen, usw.

- Management Infrastruktur: Teamgrößen; Organissationsstruktur; Kontakt, Feedback zwischen Führungskräften und Mitarbeitern ( Einrichtung eines Leistungsdialogs oder Teamdialogs); usw.

- Einstellungen und Fähigkeiten: Motivation und individuelle Fähigkeiten der Mitarbeiter, Management von Mitarbeitervorschlägen und –ideen (Einrichtung eines Ideenbretts), Verhalten der Mitarbeiter, psychologische Aspekte im Verhältnis der Mitarbeiter und Führungskräfte untereinander (Betriebsklima)

Ein typisches Transformationsprojekt zur Einführung der Lean-Philosophie in einem Unternehmen oder einem bestimmten Teil des Unternehmens, gliedert sich in mehrere Phasen. Oftmals hat das Unternehmen externe Lean-Berater (Lean consultants) engagiert, die zusammen mit einem ausgewählten Projektteam aus Mitarbeitern und Führungskräften die einzelnen Phasen in einem vorher bestimmten Zeitraum (z. B. 4 Monate) durcharbeitet und dafür einen nicht unwesentlichen Teil der Arbeitszeit einsetzt. Während des Transformationsprojektes und nach Abschluss der letzten Phase, sollen die Mitglieder des Projektteams Lean-Wissen verinnerlichen/verinnerlicht haben und an ihre Kollegen im Betrieb weitergeben. Für die erfolgreiche Einführung der Lean-Philosophie sind Nachhaltigkeit der während der Projektphase getroffenen Maßnahmen sowie die Akzeptanz dieser Maßnahmen durch den größten Teil der Mitarbeiter essentiell. Es soll der Anschein erweckt werden, dass die Lean-Philosophie von unten, d. h. von den einfachen Mitarbeitern gewollt und eingeführt wird. Wenn die Mitarbeiter den Eindruck haben, dass Lean wieder einmal nur ein Projekt von oben, vom Management ist, wird es sich nicht nachhaltig im Unternehmen verankern können.

Die verschiedenen Phasen eines Transformationsprojekt gliedern sich meist wie folgt:

1. Phase – Vorbereitungsphase

In dieser Phase wird die Einführung von Lean und die einzelnen Schritte geplant und vorbereitet. Zielvorstellungen werden festgelegt, das Projektteam zusammengestellt.

2. Phase – Diagnosephase

Nun wird mit Hilfe verschiedener betriebswissenschaftlicher und ingenieurwissenschaftlicher Diagnosemethoden Prozesse, Arbeitsabläufe und Zustände analysiert. Dabei sollen Schwächen, Probleme, also Ineffizienzen aufgedeckt und in Zahlen und Diagrammen festgehalten werden. Gleichzetig sollen Möglichkeiten und Lösungsansatze offenbar werden. Entsprechende Methoden und Werkzeuge sind zum Beispiel: Ursache-Wirkungs-Diagramm, Prozessanalyse, 5xWarum-Methode, Paretodiagramm, Schichtbeobachtung, Interviews (von Mitarbeitern), Spaghetti Analyse, Mitarbeiterumfrage, Ermittlung des ECI (Employee Commitment Index = Index der Mitarbeiter Motivation), 5S-Audit usw.

3. Phase – Gestaltungsphase

In dieser Phase werden mögliche Lösungsansätze und Maßnahmen zur Beseitigung der in der Diagnosephase entdeckten Probleme und Schwächen durch das Projektteam erarbeitet. Dabei präsentieren die Lean-Berater mögliche Wekzeuge und Methoden zur Lösung der entdeckten Probleme.

4. Phase – Planungsphase

Die Umsetzung der erarbeiteten Maßnahmen wird geplant, die dafür verantwortlichen Mitarbeiter werden ausgewählt.

5. Phase – Umsetzungsphase

Die erarbeiteten Maßnahmen aus der Gestaltungsphase, werden nun kontrolliert unter Einbeziehung der Mitarbeiter und wie zuvor geplant, umgesetzt.

6. Phase – Stabilisierungsphase

Die nun umgesetzten Maßnahmen sollen dauerhaft (nachhaltig) im Unternehmen verankert werden. Dazu müssen alle Projektteilnehmer und ein Großteil der Mitarbeiter von diesen Maßnahmen überzeugt sein. Die Lean-Berater zeigen den Mitgliedern des Projektteams und ggf. neu ins Team gekommene Mitarbeitern Wege und Methoden, die erarbeiteten Maßnahmen und „Errungenschaften“ im Rahmen der kontinuierlichen Verbesserung nachhaltig zu sichern. Da dies die letzte Phase ist, haben die Lean-Berater ihre Aufgabe erledigt und erscheinen in der Regel zukünftig, um die Nachhaltigkeit ihres Transformationsprojekts zu überprüfen.


(Positives) Beispiel einer Lean-Maßnahme

In einem Betrieb X hat das Projektteam zur Einführung von Lean in der Diagnosephase mit Hilfe einer Mitarbeiterbefragung u. a. festgestellt, dass sich viele Mitarbeiter wünschen würden, eigene Verbesserungsvorschläge im Betrieb einfach und schnell vorschlagen zu können. Bisher gab es keine oder nur unzureichende Möglichkeiten, Verbesserungsideen im Unternehmen einzubringen.
In der Gestaltungsphase entwickelt das Projektteam unter Aufsicht der Lean-Berater nun ein Konzept, um das Einbringen von Verbesserungsvorschlägen einfach und effizient zu gestalten. Man beschließt, ein Ideenbrett zu erstellen, das zentral aufgehängt werden soll und an dem jeder Mitarbeiter seinen Verbesserungsvorschlag anbringen kann. Damit eingebrachte Ideen nicht im Sande verlaufen, wird eine Person gewählt, die persönlich dafür zuständig ist, Verbesserungsvorschläge nach Nutzen und Aufwand zu bewerten, ggf. eine Umsetzung der Ideen unter Einbindung des Ideengebers voranzutreiben oder Vorschläge unter Angabe von Gründen abzulehnen.
In der Umsetzungsphase wird dieses Ideenbrett im Unternehmen nun Realität und gute Vorschläge werden auch zeitnah umgesetzt. Die Mitarbeiter fühlen sich ernstgenommen und ihre innere Bindung an das Unternehmen steigt.
In der Stabilisierungsphase wird sichergestellt, dass der oder die Verantwortlichen für dieses Ideenbrett weiter am Ball bleiben und beispielsweise bei Ausscheiden aus dem Betrieb, ein geeigneter Nachfolger gefunden wird.


Zwei Seiten einer Medaille

Die Lean-Philosophie kann durchaus eine Reihe von Verbesserungen in das Unternehmen bringen, sofern diese richtig und konsequent umgesetzt wurden. Zahlreiche Maßnahmen beschleunigen Arbeitsabläufe, verringern von Laufwegen und Wartezeiten, erleichtern die Tätigkeit eines Mitarbeiters und verbessern das Verhältnis zwischen Mitarbeitern und Führungskräften. Auch erscheinen viele Maßnahmen der Effizienzsteigerung logisch und nachvollziehbar. Typische erste Reaktionen und Meinungen sind, dass Lean ja eigentlich nur die Befolgung des „gesunden Menschenverstands“ sei. Wenn jemand in ein Geschäft will, läuft er schließlich auch direkt durch die Tür hinein und läuft nicht erst einmal um das Gebäude, um dann hineinzugehen.
Zweifelsfrei hat eine richtig eingeführte Lean-Philosophie durchaus sinnvolle, unmittelbare Folgen für alle Beteiligten. Effizienteres, verschwendungsfreies Arbeiten erscheint auch vielen Mitarbeitern zunächst als gut und angenehm, unnötige Wartezeiten und Laufwege fallen beispielsweise weg, man hat das Gefühl weniger „schwachsinnige Tätigkeiten“ zu machen. Das Management freut sich ohnehin, denn eine Effizienzsteigerung bedeutet auch, dass mit der gleichen Zahl an Arbeitern noch mehr geleistet werden kann, was wiederum Profitsteigerung bzw. Kostensenkung bedeutet.

Und genau da liegt der Hund begraben und genaus das wird man auch nie aus dem Munde eines Managers oder Lean-Beraters erfahren: Eine Effizienzsteigerung (durch Lean) bedeutet auch, dass mit weniger Personal die gleiche Arbeit verrichtet werden kann. Im Laufe eines Transformationsprojektes, kann durchaus festgestellt werden, dass der ein oder andere Arbeitsplatz und damit der Mitarbeiter überflüssig sind, da ihre Aufgaben bei effizienter Steuerung auch von anderen Kollegen übernommen werden kann. Da Personalkosten in Deutschland für den Arbeitgeber die höchsten Ausgaben darstellen und viele Arbeitgeber ihre eigenen Mitarbeiter nur als Kostenfaktor sehen, stehen die durch Lean enttarnten unnötigen Arbeitsplätze nun auf der Abschussliste. Die Mitarbeiter, die diese Arbeitsplätze besetzen, werden nun nach Möglichkeit für andere Aufgaben umgeschult, bei älteren Mitarbeitern, die in Altersteilzeit gehen oder ohnehin bald ganz in Rente gehen, werden diese nicht neu besetzt. Wenn keine der beiden zuvor genannten Maßnahmen auf den Mitarbeiter eines überflüssigen Arbeitsplatzes angewandt werden können, wird das Management – nach streng betriebswirtschaftlicher Norm – andere Wege finden, um die Stelle samt Mitarbeiter loszuwerden. In wirtschaftlich schlechten Jahren, von denen in großen Unternehmen übrigens selten die Aktionäre, sondern vorwiegend die Mitarbeiter betroffen sind, werden „betriebsbedingte Kündigungen“ ausgesprochen. Daraus kann man auch schließen, dass bei Vorhandensein eines Grundes für „betriebsbedingte Kündigungen“ durch die Effizienzsteigerun mit Lean mehr Personal entlassen werden kann, als ohne Lean. Auch zu wirtschaftlich guten Zeiten, können solche überflüssigen Arbeitsplätze beseitigt werden, zum Beispiel dann, wenn das Unternehmen einen Neubau plant. Dann wird gerade im produzierenden Gewerbe ohnehin viel mehr automatisiert und der Neubau wird so geplant, dass für die als überflüssig deklarierten Arbeitsplätze kein Platz da sein wird und somit auch „betriebsbedingt“ gekündigt werden kann.
Es findet in jedem Fall eine Veringerung von Arbeitsplätzen statt. In der Sprache der Lean-Berater und des Managements heißt das heutzutage natürlich nicht mehr Stellenabbau, sondern Einsparung von „Berufsjahren“, abgekürzt „Bj“.


Nichts als Arbeit

Dies ist die unangenehme Folge der Lean-Philosophie, die den Mitarbeitern natürlich vorenthalten wird. Meistens merken sie es auch nicht, denn Lean-Berater und Management wickeln die Mitarbeiter mit der Masche um den Finger, dass sie (die Mitarbeiter) alle Maßnahmen selbst in der Hand haben und sie den Eindruck bekommen, dass das Ganze ihr Schaffen und ihr Werk ist. Ein netter psychologischer Trick, der verschleiert, dass Lean natürlich vom Management mit dem Wissen um all seine negativen Folgen für den Bestand der Arbeitsplätze eingeführt wird. Die Mitarbeiter sollen denken, Lean käme von ihnen, „von unten“, merken aber nicht, dass sie ihr eigenes Grab schaufeln bzw. das Grab eines Kollegen. Wenn es doch jemand bemerken sollte, wird ihm in diesem Hamsterrad schnell bewusst (gemacht), dass die Option zu Lean aus Sicht des Managements eine Verlagerung der Arbeitsplätze in Billiglohnländer ist.

Diejenigen, deren Arbeitsplätze als nicht überflüssig befunden wurden, sehen sich in einem „geleantem“ Unternehmen einerseits den bereits genannten aber auch nur vermeintlichen Verbesserungen gegenüber und andererseits möglichen unangenehmen psychologischen Langzeitfolgen dieser „Verbesserungen“. Zu Spitzenzeiten wird manch einer die unbeabsichtigten Verschnaufpausen in Form der unnötigen und durch Lean beseitigten Wartezeiten sicher vermissen. Auch sollte man sich fragen, wie gesund (in geistiger und körperlicher Hinsicht) eine aus Profitgründen auf Effizienz und Leistung getrimmte Mitarbeiterschaft ist. Ein Mensch braucht Arbeit zum Leben, aber auch Ruhe und Muße zum Leben.
Letztlich ist die Lean-Philosophie ein Auswuchs des betriebswirtschaftlichen Wahnsinns unserer Zeit, immer mehr, immer günstiger und ohne Gedanken an mögliche Wachstumsgrenzen zu produzieren und zu leisten. Dieser Wahn nimmt keine Rücksicht auf lebendige Wesen, denn in Form von Arbeitskraft sind sie ohnehin nur ein Kostenfaktor, den es beständig zu verkleinern und bis aufs Äußerste auszupressen gilt. Den Menschen auf 100%ige Effizienz zu steigern, gleich einer Maschine, die am besten nur noch lebt, um zu arbeiten, ist das versteckte Ziel von Lean und eines auf Effizienz und Leistung getrimmten Systems. Lean ist ein Kind unserer Zeit und eines gesellschaftlichen Systems, das es geschickter als je zuvor versteht, den Menschen zum Sklaven nicht nur der Arbeit, sondern letzlich seiner selbst zu machen.



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Freitag, 30. März 2012
Warum die FDP Schlecker nicht auffangen will
Ich wurde gerade eben auf einen interessanten Aspekt bezüglich der durch die FDP verhinderten Rettung der insolventen Drogeriekette Schlecker aufmerksam gemacht. Vielen Dank dafür. Den Text, den ich erhalten habe, kopiere ich einfach mal hier rein:

Die FDP verhinderte die Gründung einer Auffanggesellschaft für die Schlecker-Beschäftigten, was von den Medien allgemein als Versuch der FDP, sich als besonders wirtschaftskompetente Partei zu profilieren, gewertet wird.
Tatsächlich könnte der Grund für die Blockade der FDP viel tiefer liegen. Noch-FDP-Vorsitzender Phillip Rösler war vor seiner Berufung in das Bundeskabinett Wirtschaftsminister von Niedersachsen. Durch dieses Amt hat man automatisch eine gewisse Nähe zu den größten Unternehmen des jeweiligen Bundeslandes. Eines der größten Unternehmen Niedersachsens ist die Drogeriekette Rossmann.
Es stellt sich die Frage, ob Rossmann ein Interesse daran haben könnte, dass eine Schlecker-Auffanggesellschaft verhindert wird. Da auf diese Weise die Erhaltung eines Konkurrenten ermöglicht werden würde, kann man diese Frage wohl bejahen.


Wenn man die traditionelle Nähe der FDP zu Wirtschaft, „Elite“ und überall dorthin wo das große Geld sprudelt kennt, scheint dies durchaus möglich zu sein. Man kann außerdem durchaus annehmen, dass Konkurrent Rossmann ein Interesse dran haben könnte, dass es KEINE Auffanggesellschaft für Schlecker gibt. Zumindest sind sich Rossmann und die FDP bzw. das niedersächsische Wirtschaftsministerium schon mal näher gekommen, wie man auf diesem Bild (Achtung Download) sehen kann. Untertitel dazu:

Der damalige niedersächsische Wirtschaftsminister Dr. Philip Rösler gratuliert Dirk Roßmann am 27. März 2009 in Celle zur 2.000sten Rossmann-Verkaufsstelle in Europa.

Auch andere (ehemalige) Wirtschaftsminister der FDP, wie z. B. Horst Rehberger kümmerten sich fürsorglich um Rossmann, wie man diesem Bild entnehmen kann. Der Untertitel dazu lautet:

Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Dr. Horst Rehberger überreicht Rossmann Geschäftsführer Roland Frobel am 25. Mai 2005 in Landsberg den Landesförderbescheid in Höhe von 7,5 Mio. €.“.

Wie schön, dass für manche „Förder“gelder da sind.

Den hier geäußerten Verdacht wurde auch schon in einem Kommentar dieses Zeit-Artikels geäußert. Es scheint, als ob die FDP auch zu Rossmann eine ungesunde Nähe unterhält. Ein Schelm, wer da Böses denkt?






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Schleckermitarbeiter – gefickt und fallengelassen
Tja, wäre die Drogeriekette Schlecker eine Bank gewesen, hätte es wohl auch Millionen geregnet. Stattdessen sind den Regierenden bzw. der FDP vergleichsweise mickrige 71 Millionen Euro zu viel, um die Mitarbeiter von Schlecker zu retten.
So wurden sie nicht nur über Jahre von ihrem Arbeitgeber regelrecht gefickt, sondern werden nun auch fallen gelassen wie eine missbrauchte Nutte von ihrem widerwärtigen Zuhälter. Die Banken verjubeln Steuergelder munter weiter, Anton Schlecker samt Familie ist versorgt und die so genannten „Kleinen“ sind wieder einmal die Dummen.

Meldungen über das Ausbeutungssystem der Leiharbeit machen die Sache auch nicht besser.

Und dann ahne ich schon welche Schlange sich in naher Zukunft wieder auf Kosten von Umwelt und möglicherweise auch Steuerzahlern aus dem Dreck winden wird, den sie selbst verursacht hat. Wenn ich den Chef des Energiekonzerns Total sehe, das verantwortlich für die jüngste Förderplattformkatastrophe in der Nordsee ist, bekomme ich einfach nur Gefühle, die ich aus juristischen Gründen nicht öffentlich äußern mag. Widerwärtig!



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Mittwoch, 14. März 2012
Der Fall Schlecker: Die Mitarbeiter müssen bluten, der Boss nicht
Die insolvente Drogeriekette Schlecker wird bundesweit 2.000 Filialen schließen und die Mitarbeiter entlassen. Diese Nachricht ist seit einigen Wochen eines der Top-Themen in der deutschen Medienlandschaft.

Bisher kommt mir allerdings die Berichterstattung über den Firmengründer Anton Schlecker und dessen Familie zu kurz. Immerhin führen bzw. führten sie die Geschäfte der Drogeriekette und nun scheinen sie gar nichts mehr mit dem Unternehmen zu tun zu haben.
Anfangs hieß es, dass die Familie Schlecker keine finanziellen Ressourcen hätte, um ihr Unternehmen weiter führen zu können oder den Mitarbeitern der zu schließenden Filialen vielleicht eine angemessene Lohnfortzahlung zu gewähren.
Ich bin mir sicher, dass bei Familie Schlecker noch etwas zu holen wäre. Man darf nicht glauben, dass solche Unternehmer sich selbst nicht über all die Jahre etwas bei Seite geschafft haben!
Auch wenn es vielleicht nicht das ganze Unternehmen retten kann, könnte es vielleicht die Folgen für die Mitarbeiter lindern oder der Drogeriekette vielleicht eine Zukunft unter anderen Geschäftsführern/Besitzern bieten.

Aber nein, natürlich sieht es nicht danach aus. Unternehmer halten jahre und jahrzehntelang die Hände offen und kassieren Vergünstigungen und benutzen die Arbeitskraft ihrer Mitarbeiter, um für sich selbst Mehrwert zu generieren, aber wenn der Zeitpunkt gekommen ist, etwas zurückzugeben ist das Gejammere groß, denn es sei natürlich angeblich kein Geld mehr da.

Zum Kotzen! Angesichts solcher und anderer Geschichten um die ach so verantwortungsvollen Unternehmer, Manager und Banker (aktuell mal wieder Goldman-Sachs) widert mich dieses ganze System, in dem sich alles nur darum zu drehen scheint, eine kleine Minderheit reicher und mächtiger zu machen immer mehr an. Das Paradoxe daran ist, dass diese Minderheit gar nicht zu kapieren scheint, dass sie sich langfristig selbst damit schadet. Wenn die Ungleichheit zunimmt und damit der soziale Unfrieden, werden irgendwann auch diejenigen bluten müssen (und zwar sprichwörtlich), die all die Zeit von dieser Ungleichheit profitiert haben.



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Dienstag, 15. November 2011
Die "Kauflaune" der Deutschen
Spiegel-Online berichtet heute, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland im Vergleich zu den drei vorhergehenden Monaten um sagenhafte 0,5 % gestiegen ist, obwohl es in diesen krisenhaften Zeiten eher nicht dem allgemeinen Trend entspricht. Zurückgeführt wird dieses Wachstum vor allem auf das Kaufverhalten der Konsumenten, deren Kauflaune zugenommen habe.

Vergebliche Schönrederei

Bei so viel Wachstum und so großer Kauflaune könnte man ja glatt denken, dass alles okay ist und die Krise an Deutschland vorbeigeht. Teile der Politik und der Wirtschaft sehen es natürlich gerne, wenn möglichst die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger so denkt, damit sie weiterhin ihr Spielchen um Macht und Ressourcen weitertreiben können.

Solche Berichte sind natürlich nur Schönrederei einer unabwendbaren Systemkrise, deren Vorhut uns seit einigen Jahren erst vergleichsweise zärtlich das leichte Frösteln über den Rücken bläst. Wie so oft hier erwähnt (muss aber immer wieder sein), das Problem sind nicht irgendwelche Finanz-, Wirtschafts- oder Arbeitsmarktkrisen, sondern das kaputte System an sich, dass davon ausgeht, dass man mehr konsumieren kann, als auf dieser Erdkugel vorhanden ist.

Dies nun erwähnt, kann ich zurück zum eigentlichen Thema des Spiegel-Artikels kommen. Als klar denkender Mensch sollte man sich fragen, wer sind denn diese Konsumenten mit der ach so tollen Kauflaune eigentlich sind. Bist Du es? Bin ich es? Ist es der Hartz-IV-Nachbar, der wieder mal seinen Kaufrausch auf spätrömisch-dekadente Weise auslebt, wie es Westerwelle ausdrücken würde? Nein, ich denke, dass diese Kauflaune erstens vorübergehend ist und zweitens auch nur von denjenigen ausgeht, die (noch) über finanzielle Ressourcen verfügen. Angesichts steigender Inflationsraten und zunehmender Verunsicherung über dieses gegenwärtige Wirtschaftssystem, gibt man lieber das Geld aus, solange es noch etwas wert ist. Jetzt also noch einmal zuschlagen und in materielle Güter „investieren“, solange es noch geht.

Was wolle Spiegel-Online?

Spiegel-Online schreibt auch treffend vom „Angstkonsumenten“, der das Geld lieber ausgibt, bevor es wertlos ist. Die Begründung dafür finde ich allerdings etwas absurd, so schreibt der Spiegel:

Warum aber handelt Otto Normalverbraucher plötzlich so anormal? Zum Teil lässt sich das mit der Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt erklären. Die ist so gut wie seit langem nicht mehr, im kommenden Jahr wird die Zahl der Arbeitslosen voraussichtlich weiter sinken. Zugleich wurden in vielen Branchen Lohnerhöhungen vereinbart. Die Deutschen haben also mehr Geld in der Tasche und sehen vergleichsweise optimistisch in die Zukunft.


Mag ja sein, dass es weniger Arbeitslose gibt. Allerdings frage ich mich wie viele der ehemals Arbeitslosen nun in einem Job untergebracht sind, der gerade zum Überleben reicht und für außergewöhnliche Anschaffungen keinen Spielraum lässt? Offenbar fallen viele Arbeitslose nämlich aus der Zählung heraus, sobald sie einen 400-Euro-Job haben, als Leiharbeiter beschäftigt werden oder sonst irgendwie für wenig Geld Arbeiten verrichten. Von Gehältern, die beispielsweise ein Leiharbeiter oftmals bekommt, lassen sich keine großen Sprünge machen, insbesondere, wenn man in einer Gegend mit teuren Mieten wohnt.

Dann wäre da die Sache mit den Lohnerhöhungen. Was bringen einem einfachen Beschäftigten ein paar mickrige Prozente Lohnerhöhung, wenn die Preise gleichzeitig steigen? Solche Lohnerhöhungen im einstelligen Prozentbereich bringen wohl erst etwas, wenn man ohnehin schon soviel verdient, dass selbst die Stelle hinter dem Komma einen dicken Batzen Geld beschert.

Bei so etwas kann man sich zurecht fragen, welchen Anteil die Medien an der Schönrederei dieser vergleichsweise schlechten Situation haben – vergleichsweise schlecht, weil man in Deutschland meistens immer noch genug zu essen und zu trinken hat. Vielleicht war es aber auch keine Absicht, kann ja auch sein. Oder vielleicht rede ich die Situation auch schlecht, was ich allerdings (leider) nicht glaube.



Noch etwas in eigener Sache, langsam aber sicher werde ich vom „System“ verschlungen, was wahrscheinlich zur Folge haben wird, dass ich hier weniger Beiträge schreiben werde. Mal sehen.


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Dienstag, 27. September 2011
Wie angehende Banker lernen sollen ethisch verantwortungsvoll zu handeln
Spiegel-Online schreibt über (angehende) Banker, die angesichts der jüngsten Finanzkrisen und eines schlechten Image des gesamten Bankensektors nun in Wirtschaftsethik und nachhaltigem Handeln unterrichtet werden sollen.


Ziel soll wohl sein, dass die zukünftigen Banker moralisch verantwortungsvoll handeln und nicht nur darauf hinarbeiten möglichst viele Profite einzufahren auf Kosten anderer – nämlich ihrer Kunden und letztlich der Allgemeinheit. Das klingt ja alles ganz schön und gut, doch irgendwie hat das alles doch einige Haken.

Arschloch sein ist menschlich

Fangen wir mal damit an, dass es doch eigentlich selbstverständlich sein sollte (möglichst) immer ethisch korrekt und verantwortungsvoll zu handeln und die anderen Leute nicht über den Tisch zu ziehen. Die Banker und Aktienhändler, denen jetzt zu Recht Habgier auf Kosten anderer vorgeworfen wird, sind doch keine gefühlslosen Roboter, denen keine Art von ethischen Grundsätzen beigebracht wurde. Allerdings ist egoistisch und moralisch verwerfliches Handeln nicht nur auf Banker, Politiker und sonstige vermeintliche „Eliten“ beschränkt, sie sind nur die Spitze des Eisberges. Das ganze fängt schon viel weiter „unten“ an, wenn man an der Kasse im Geschäft merkt, dass man zu viel Wechselgeld bekommen hat und dies aber mal einsteckt. Ausbaden muss das evtl. die Kassiererin, die den Fehler nicht bemerkt oder der kleine Einzelhändler, der sowieso schon ums wirtschaftliche Überleben kämpft. Man muss sich auch die Frage stellen, ob man nicht selbst zu einem profigeilen Egoisten wird, wenn man erst einmal in der Position dazu ist. Ich selbst versuche mich immer in die Situation von solchen Bankern etc. hineinzuversetzen. Ich bin zuversichtlich, dass ich nicht so ein profitgeiles Arschloch wäre, aber 100%ig garantieren könnte ich es auch nicht. Wer weiß schon genau, was mit einem Menschen passiert, wenn er erst einmal so viel Macht und Geld hat? Geld und Macht können wohl auch blind machen. Wie moralische eigentlich selbstverständliche Werte über Bord geworfen werden können, kann man auch aus der Geschichte erfahren (Stichwort: Holocaust). Ein weiteres Beispiel dafür, was Macht bzw. bestimmte Möglichkeiten, über die man verfügt, mit einem Menschen anstellen können, zeigt auch das Stanford-Prison-Experiment.
Eine Studie der Universität St. Gallen, in der Egoismus und Kooperationsbereitschaft von Aktienhändlern untersucht und mit den Ergebnissen von Psychopathen verglichen wurde, kam zu dem Ergebnis, dass die Aktienhändler „noch egoistischer und risikobereiter als eine Gruppe von Psychopathen“ vorgingen.
Ich bin der Meinung, dass in jedem Menschen, nicht nur ein potentieller Mörder und Sadist, sondern auch ein potentieller Egoist und Ausbeuter steckt. Aktiviert werden diese inneren, negativen Eigenschaften, wenn man in bestimmte berufliche und soziale Positionen gelangt, sei es nun als KZ- oder Gefängnis-Aufseher oder Investmentbanker. Alle sagen zwar: „Ach, das würde ich niemals tun, aber wenn sie einmal in den Schuhen derer stecken, denen sie Vorwürfe machen, handeln sie selbst nicht anders.“. Mir scheint, dass das Innehaben bestimmter (hierarchischer) Machtpositionen das Tier in den Menschen weckt. Gelegenheit macht nicht nur Diebe, sondern auch Arschlöcher und Verbrecher.

Vertrauen ist gut, Transparenz ist besser

Klar gibt es immer positive Ausnahmen, die durch persönliche Erfahrungen, Erziehung und familiären Hintergrund gelernt haben, keine egoistischen Arschlöcher zu sein und ihre negativen Triebe unter Kontrolle halten, selbst wenn sie in der Position sind, die sie normalerweise das Handeln bestimmen lässt. Bei den „Beispiel-Bankern“, die in dem Spiegel-Online Artikel aufgeführt wurden, würde mich mal interessieren, wie viele von denen vor Beginn des Studiums bzw. der Ausbildung im Bankensektor mal andere Erfahrungen, zum Beispiel im Wehr- und Zivildienst oder bei richtiger Drecksarbeit gemacht haben. Ich bin nämlich der Meinung, dass sowohl Wehr- und Zivildienst, als auch eine „schöne“ Drecksarbeit zum Beispiel als Leiharbeiter, einem den Blick und den Horizont erweitern. Durch persönliche Erfahrung bzw. Bekanntschaften, wie auch anhand des Spiegel-Artikels, habe ich das Gefühl, dass vielen angehenden „Führungskräften“ (nicht nur in der Wirtschaft) diese Erfahrungen fehlen. Verschlimmert wird das Ganze auch noch durch den Wegfall des Wehr- und Zivildienstes, was meiner Meinung nach zu mangelnder sozialer Kompetenz führen wird.
Wenn jetzt irgendwelche Bosse sich als normale Arbeiter getarnt in ihre eigenen Unternehmen schmuggeln und das normale Arbeitsleben kennenlernen, ist es vielleicht schon zu spät. Solche prägnanten Erfahrungen, wie die oben geschilderten, sollte man in jungen Jahren machen.
Da die wenigsten Menschen über eine entsprechende Charakterstärke verfügen, um all die geschilderten, negativen Eigenschaften effektiv zu unterdrücken, wenn sie eine Position erreicht haben, in der diese Triebe Überhand nehmen wollen, kann nur eine Kontrolle durch den Rest der Gesellschaft helfen. Die Gemeinschaft als Ganzes, muss sich gegenseitig kontrollieren. Die Machenschaften der Politiker, Unternehmer und Banker müssen durch den Rest der Gesellschaft kontrolliert werden und bei Bedarf muss eingegriffen werden. Ein jeder muss aufpassen, dass bei seinem Nächsten nicht die Sicherungen durchbrennen und er oder sie ein gewissenloser Scheißhaufen seiner negativen Eigenschaften/Triebe wird. Damit möchte ich keinen Überwachungsstaat und auch keine Überwachungsgesellschaft, sondern echte Transparenz. Wenn wir diese echte Transparenz hätten, dann wäre es bezüglich der Finanz- und Wirtschaftskrise erst gar nicht so weit gekommen. Die Banker haben Ressourcen verspielt, weil sie es konnten. Niemand hat ihr Treiben kontrolliert, weil es quasi intransparent stattfand. Man kann ihnen weiterhin vertrauen und auf ihre Besinnung hoffen, aber das wird nichts bringen.
Ein radikales Umdenken muss allerdings weltweit einsetzen, denn unsere aktuelle Situation würde ich wie folgt schildern: Die Bekämpfung der Finanz- und Wirtschaftskrise ist, als ob man ein Haus renovieren möchte, dass an einem Steilhang steht, der immer weiter abbröckelt. Wir leben über unsere Verhältnisse und dies auf Kosten anderer Menschen.

Mit Schulden in den Beruf

Im Spiegel-Artikel über die angehenden Banker wird auch angesprochen, dass viele dieser BWL-Studenten, die an teuren Privat-Unis studieren, hohe Semesterbeiträge bezahlen müssen und diese später offenbar auch wieder eintreiben müssen. Man produziert also möglicherweise verschuldete Banker. Da liegt es doch eigentlich ganz nahe, dass der ein oder andere (oder auch die meisten) dazu verleitet wird mal ein Geschäft abzuschließen, das ihm oder ihr einen hohen Gewinn einbringt, aber dafür ethisch fragwürdig ist. Diese Sache spricht auch dafür, dass Bildung und Studium kostenfrei bzw. für alle möglich sein sollten. „Elite“-Universitäten braucht niemand und sie produzieren außerdem auch nicht die erhoffte „Elite“, sondern sie tragen nur zur Vergrößerung der sozialen Ungerechtigkeit bei, indem sie „Führungskräfte“ mit oftmals schwach ausgeprägter Charakterstärke heranzüchten, eben zukünftige Opfer ihrer negativen Eigenschaften/Triebe. „Elite“ wird man nicht durch irgendeine besondere Schule oder Hochschule, „Elite“ wird man auch nicht durch viel Geld oder adlige Vorfahren. „Elite“ ist vielleicht ein Begriff für das Militär, aber für sonst nichts!

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Mittwoch, 14. September 2011
Die Schuldenbremse
Bilder sagen oft mehr als 1.000 Worte, leider kann ich gar nicht gut zeichnen. Trotzdem habe ich versucht mein Bild im Kopf von einer „Schuldenbremse“ zeichnerisch zu verwirklichen. Wäre schön, wenn jemand, der wirklich zeichnen kann, das mal besser verwirklichen könnte. Ich hatte ja schon mit dem Strichmännchen Probleme.

Für eine größere Ansicht bitte auf das Bild klicken.


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Sonntag, 29. August 2010
Noch mehr Geld für die Welt...
... der Finanzen.


Dies ist mein erster Blogeintrag hier. Ich wollte eigentlich schon länger mal „meinen Senf“ irgendwelchen Themen geben und zwar so, dass es theoretisch alle im Internet lesen können. Aber wie so oft muss man sich immer mal wieder überwinden, um etwas Neues anzufangen, zumal man eigentlich auch immer etwas anderes zu tun hat.

Bei mir war der endgültige Anstoß die Sendung Kontraste vom 26. August 2010 und speziell der Beitrag „Die Macht der Banken – wie die Finanzlobby die Politik bestimmt“, Weblink: http://www.rbb-online.de/kontraste/archiv/kontraste_vom_26_08/die_macht_der_banken.html

Bei dieser Sendung habe ich mich wieder einmal gefragt was „da oben“ eigentlich abgeht, was da also los ist (daher der Titel des Blogs).

Eigentlich ist es ja nichts Neues, dass Politik, Wirtschaft und Finanzwelt eng zusammenarbeiten, oftmals auch so intensiv, dass beim Bürger der Eindruck entsteht, dass die von ihm gewählten (oder auch nicht gewählten, da nicht wählen gegangen) Volksvertreter in Wahrheit nicht das Volk, sondern die Wirtschaft vertreten.
Seit einigen Jahren, nicht erst seit der jüngsten Finanzkrise, habe ich persönlich den Eindruck, dass die eigentlich vom Volk gewählten Regierungen im Dienste der Interessen von Kreisen aus Wirtschafts- und Finanzwelt stehen. Anfangen könnte man da beispielsweise mit dem ehemaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder, der sich während seiner Amtszeit sehr für den Bau der Ostsee-Pipeline ( http://de.wikipedia.org/wiki/Nord_Stream ) einsetzte und nach seiner Amtszeit plötzlich für den Erbauer der Pipeline, die Nord Stream AG, im Aufsichtsrat sitzt. Für mich hat sich der ehemalige Bundeskanzler von Nord Stream kaufen lassen.
Fraglich ob von der Pipeline eine Mehrheit der Bürger profitiert oder doch vielleicht eher Gerhard Schröder.

Weitermachen könnte man mit der jüngsten Finanzkrise, „Stuttgart 21“, etc. – Fälle in denen die Politik nicht im Interesse der Bürger zu handeln scheint.

Damit komme ich zurück zu dem oben genannten Kontrastebeitrag, den ich sehr zu lesen/sehen empfehle, da ich nicht alle Details hier wiedergeben werde. Nach diesem Beitrag arbeiten Politik (die deutsche Bundesregierung, insbesondere das Bundesfinanzministerium und die Deutsche Bundesbank) und Banken schon seit einigen Jahren eng zusammen und zwar in einer eigens für diese „Zusammenarbeit“ im Mai 2003 gegründeten „Initiative Finanzstandort Deutschland“. Mitglied dieser Initiative ist auch Josef Ackermann, Chef der Deutschen Bank (http://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Ackermann ). Ein Ergebnis dieser „Zusammenarbeit“ war, dass den Banken „in einer Bundestagsitzung vor fast leerem Plenum“ im Juni 2003 eine Gewerbesteuerbefreiung für Kreditverbriefungen zugesichert wird. Laut Kontraste segneten die wenigen anwesenden Abgeordneten den Beschluss in dem Glauben ab, dass sie etwas für den Mittelstand täten. In Wahrheit waren sie völlig ahnungslos um was es dabei überhaupt ging. Diese Entscheidung ermöglichte den Banken laut Kontraste „ungeheure Profite“, möglicherweise auch eine Erklärung für die fetten Gewinne, welche die Deutsche Bank, trotz Finanzkrise einfuhr. Den Steuerzahlern entsteht hierdurch bis heute ein Milliardenverlust und das angesichts eines staatlichen Schuldenberges der sich mittlerweile bei 2 Billionen anhäuft und jeden Tag weiter steigt.

In Kontraste kommt der Strafrechtsexperte Prof. Peter-Alexis Albrecht zu Wort und beschreibt die Situation wie folgt:

„Man kann sagen, dass das, was die Finanzlobby will, auch umgesetzt wird in diesem Lande.“
Ich persönlich habe das Gefühl, dass nicht nur, dass was die Finanzlobby will durch deutsche Regierungen umgesetzt wird. Offenbar scheint durch unsere Volksvertreter vor allen Dingen das durchgesetzt zu werden, was der Meistbietende bzw. Meistzahlende will. Wie sonst sollen man scheinbar unsinnige und für den Steuerzahler, also letztlich den Bürger, nachteilige oder fragwürdige Entscheidungen der Politiker erklären? Ich glaube nicht, dass es sich immer um Dummheit handelt. Eigentlich müsste hier eine Aufzählung von solchen Entscheidungen erfolgen, aber ich unterlasse es an dieser Stelle, weil es den Rahmen hier erst einmal überschreiten würde. Vielleicht folgt später etwas dazu.

Eine Folge solcher ignoranten Politik ist, dass sich immer mehr Bürger nicht mehr für Politik interessieren, da sie da Gefühl haben, dass ihre Interessen sowieso nicht berücksichtigt werden. Diese Politikverdrossenheit spiegelt sich dann in den immer geringer werdenden Wahlbeteiligungen wieder.

Jetzt könnte man meinen, dass das eigentlich auch egal ist. Ist es vielleicht auch, aber nur wenn man selbst nicht von den Folgen solcher Fehlentscheidungen betroffen ist. Genauer gesagt, geht das vielleicht so lange gut, bis zum Aufkommen der nächsten Krisen, die sich möglicherweise wieder anbahnen, da die Banken trotz Finanzkrise offenbar doch nicht so an den Zügel genommen werden, wie geplant. Die Banken von denen anscheinend auch ein großer Teil der Wirtschaft abhängig ist.

Ich möchte auch dies hier erst einmal nicht weiter ausführen, sondern mache es mal bildlich: Deutschland und seine Bürger stolpern meiner Meinung nach wie ein Betrunkener von einer Krise zur nächsten, ist aber bisher noch nicht wirklich auf die Schnauze gefallen. Das kommt nämlich erst noch und zusammen mit einer zurzeit häufig erwähnten „sozialen Kälte“, wachsender Kluft zwischen arm und reich, kann (kann, muss aber nicht) es eine gefährliche Situation erzeugen.
Von wem lässt sich dieser „Betrunkene“ wieder auf die Beine helfen, etwa von den Politikern oder gar dem System, dass ihn zu einem stürzenden Säufer gemacht? Oder wird er diese Hilfe in einem klaren Augenblick, verursacht durch den Schmerz des Aufpralls, der Wut und den gestiegenen Adrenalinspiegel gewaltsam zurückweisen und dann im nächsten, nicht mehr so klaren Blick, die Hilfe von Rattenfängern annehmen, egal welcher politischer Ausrichtung?

Das war mal mein erster Senf zu einem Thema. Die Wurst dazu müsst ihr Euch selbst besorgen. Beanstandungen nimmt die Küche über das kleine Kreuz rechts oben entgegen. Guten Appetit!

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