Freitag, 15. Februar 2013
BBC und Spiegel-Online über Medikamte im Wasser
Bestandteile von Medikamenten, die Menschen und deren Nutz- und Haustiere einnehmen, werden wieder ausgeschieden und landen im Grundwasser und Gewässern. Dort bleiben sie natürlich nicht ohne Folgen für Tiere und Pflanzen. Hin und wieder wird mal über dieses Thema bzw. wissenschaftlichen Untersuchungen dazu berichtet, leider zu selten.


Psychopharmaka machen Barsche gefräßiger und unvorsichtiger

Jetzt berichtet Spiegel-Online mit lebhaften Worten über die Forschungsergebnisse von schwedischen Wissenschaftlern. Diese haben nämlich die Auswirkungen von Psychopharmaka bzw. deren Reste in Gewässern auf (Fluss)Barsche studiert. Diese werden durch den Einfluss derartiger Medikamente nämlich weniger ängstlich und sozial. Darüber hinaus fressen sie angeblich mehr.
Ich zitiere Spiegel-Online:

Flussbarsche ernähren sich vorwiegend von sogenanntem Zooplankton. Die winzigen Tiere sind ein wichtiger Teil des Gewässer-Ökosystems und halten beispielsweise das Algenwachstum in Schach. Außergewöhnlich gefräßige Barsche könnten das Zooplankton jedoch im Rekordtempo vertilgen, befürchten die Forscher. Dadurch könne es vermehrt zu Algenblüten kommen.


Der Spiegel und die ordentliche Berichterstattung

Ich habe zwar den Bericht der schwedischen Forscher nicht gelassen, aber dennoch den Eindruck bekommen, dass dieser Artikel von Spiegel-Online unzureichend ist. Zu einem solchen wichtigen Thema, könnte man auch mal mehr schreiben und vor allen Dingen, die Fakten genauer wiedergeben.

Im Spiegel-Online-Artikel bekommt man den Eindruck, dass die Barsche also das Zoo-Plankton wegfressen und dadurch die Gewässer mit Algen belastet werden (könnten). Obwohl Spiegel anspricht, dass die Fische durch den Einfluss von Medikamentenrückständen unvorsichtiger werden, werden daraus keine Konsequenzen gezogen. Ist doch eigentlich ganz klar, werden die Fische unvorsichtiger, dann werden sie schneller/leichter gefressen und dann ist das mit der drohenden Algenschwemme auch gar nicht so unbedingt wahr.

Bei BBC erfährt man dann auch etwas mehr, die schreiben nämlich folgendes:

For example, perch eat zooplankton, which in turn consume algae. If perch become more efficient eaters, the numbers of zooplankton will be suppressed which could lead to more frequent algal blooms in waterways.
But the modified behaviours would also make the perch more vulnerable to predation themselves by the likes of pike. In that case, zooplankton populations would rise and the numbers of algae would fall.

Die ganze Geschichte kann also auch umgekehrt ausgehen, aber das verschweigt Spiegel-Online lieber. Bei BBC erfährt man wenigstens auch etwas über geeignete, wenn auch zunächst recht unkonkrete Gegenmaßnahmen:

The solution to the problem, he argued, was not to stop medicating people but to find more efficient ways of capturing the chemicals as they go through sewerage plants. In addition, trials might be able to identify those drugs that had least ecological impact. The medical profession could then be encouraged to preferentially prescribe these products when appropriate.

Generell ist der Einfluss von Medikamenten auf unsere Umwelt und insbesondere auf das (Trink)wasser ein wichtiges Thema, dem man viel mehr Aufmerksamkeit widmen sollte und zu dem auch genauere Berichte wünschenswert sind. Der Artikel von Spiegel-Online dagegen ist schlampig dahingeschludert und gibt nur ein verzerrtes Bild des Sachverhalts wieder. So viel zum Thema Qualitätsjournalismus. Dabei ist das bestimmt kein Einzelfall.

Eines wurde in keinen der beiden Artikel geschrieben, wäre aber vollständigkeitshalber durchaus erwähnenswert: Nur junge Barsche fressen Zooplankton.


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