Freitag, 5. Oktober 2012
Warum sind wir so unsozial – weil die Gesellschaft zerfällt
Ich habe mir mal das Buch "Die Rüpelrepublik – Warum sind wir so unsozial?" des Journalisten Jörg Schindler zu Gemüte geführt. Ich möchte hier keine ganze Rezension schreiben, aber dennoch etwas zu dem Buch und zu dem darin behandelten Thema loswerden.
Im Großen und Ganzen spricht Schindler viele Dinge an, die ich u. a. auch in diesem Blog bereits thematisiert habe, z. b. Korruption oder anrüchiges Verhalten der so genannten "Eliten". Auch ein Thema des Buches, der sinnlose, rücksichtslose und vor allen Dingen dumme Gierkonsum. Konsum aus Statusgründen, um dazuzugehören oder zu zeigen, wer nicht dazu gehört.
Weiterhin nicht zu vergessen, die Sache mit den angeblich sinkenden Arbeitslosenzahlen. Die Regierung verkündet monatlich neue Niedrigrekorde ohne dabei zu erwähnen, wie viele Menschen eigentlich mittlerweile für einen Hungerlohn arbeiten und wie viele durch Tricksereien erst gar nicht in den offiziellen Arbeitslosigkeitszahlen auftauchen. Millionen arbeiten derzeit für einen derart niedrigen Lohn, dass sie keine existenzsichernde Rente zu erwarten haben, während ihre Bosse Millionen jährlich einkassieren.
Interessant ist das Buch insbesondere in der Hinsicht, dass es öfter mal Verweise auf Verhaltensexperimente mit Menschen oder anderen Tieren gibt. So gehen z. B. Neurowissenschaftler offenbar davon aus, dass Menschen, die ausgegrenzt werden, tatsächlich körperlichen Schmerz empfinden und daher aggressiv und unsozial werden können. Oft wird einem in diesem Buch nicht unbedingt Neues geliefert, aber es kommt zusammengefasst und unterfüttert mit einigen Angaben, die man vielleicht noch nicht so kannte. Ich kann nur empfehlen das Buch einmal zu lesen, auch wen es teilweise den Eindruck macht, recht weit auszuholen und manchmal etwas tiefer gehen könnte.


Das Auseinanderfallen der (deutschen [nicht im ethnischen Sinne]) Gesellschaft

Fest steht, dass eine immer ungleicher und ungerechter werdende Gesellschaft auf Dauer kollabieren wird. Dies ist nicht nur in Deutschland der Fall, sondern auch in anderen Ländern, insbesondere den Vereinigten Staaten von Amerika und Großbritannien. Die "kleinen Leute" kacken ab, stolpern in die Schuldenfalle, aber die angeblich "systemrelevanten" Banken dürfen das Geld dieser "kleinen Leute" ungestraft verzocken und werden dann auch noch durch dieselben gerettet. Politiker aller Parteien sichern sich lukrative Nebenjobs oder Beschäftigungen nach ihrer Amtszeit, lügen und beschimpfen, bis sich die Balken im Kölner Dom zu einer Erektion verbiegen, aber nichts passiert. Scheinbar geht es allen nur noch darum, die eigene Haut zu retten, sich selbst "den Platz an der Sonne" sichern ohne Rücksicht auf Verluste bei den Anderen, den Mitmenschen.
Dieses egoistische Verhalten fängt ganz oben an und endet ganz unten, wo es nach Worten des Autors Schindler immer noch jemanden gibt, auf den man herabblicken kann – im Zweifelsfall im Mittagsprogramm von RTL.

"Eliten", die reichen Oberschichten, sie alle werden aus Angst um ihr Vermögen immer egoistischer und rücksichtsloser ohne dabei zu merken, dass sie sich dadurch ihr eigenes Grab schaufeln. Eine ungleiche Gesellschaft fördert nicht zuletzt nach Wilkinson Verbrechen, Gewalt und Krankheiten, wovon die Oberschicht auf Dauer auch nicht hinter dicken Mauern in "eingezäunten Pseudo-Gemeinschaften" sicher sein wird. Jede "Schicht" oder "Klasse" bleibt unter sich und bemerkt nicht, wie sehr sie sich von den jeweils anderen entfremdet.

Passend zum Thema Egoismus, soziale Kälte und Individualität ist auch irgendwie der aktuelle Spiegel-Titel über Extremsportarten. Scheinbar geht es einem wachsenden Teil der – wie ich jetzt mal behaupte eher wohlhabenderen Bevölkerungsschicht – beim Sport nicht (mehr) um ein gemeinschaftliches Erlebnis, sondern um (Extrem)sport als Ausdruck der Individualität, ein "seht her, ich bin besser als ihr", das in erster Linie dazu dient sich selbst vor anderen oder vor dem eigenen Minderwertigkeitskomplex zu profilieren.
Rekorde die beim (sündhaft teuren) Aufstieg des Mount Everest gemacht wurden, beinhalteten bisher übrigens nicht den Rekord des ersten Hartz-IV-Empfängers auf dem Mount Everest.


Ich bin nur noch mehr davon überzeugt, dass uns gewalttätige Konflikte sicher sind, wenn wir die wachsende Ungleichheit nicht schnellstens unter Kontrolle kriegen.


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