Freitag, 17. August 2012
Südafrika – Streik auf die gute alte Weise beenden: einfach draufballern (lassen)
Offenbar streiken in Südafrika die Arbeiter von Platinminen seit etwa einer Woche und gestern hat ein Trupp der südafrikanischen Polizei eine Menge streikender Arbeiter über den Haufen geschossen. Dabei wurden mindestens 18 Menschen getötet und viele weitere verletzt.

Anscheinend ging der Streik ursprünglich von den Steinbohrern aus, die tagtäglich schwerste Arbeit leisten. Mit einem 25 kg schwerem Bohrer schuften sie unter Tage und riskieren ihre Gliedmaßen und ihr Leben für 4.000 Rand (etwa 393 €) im Monat. Sie fordern etwa das Dreifache ihres bisherigen Lohns. Dazu gibt es hier einen intressanten Artikel auf englisch.


Weißer Mann braucht Platin

Auf diesem Video kann man sehen, wie eine recht große Gruppe von Polizisten das Feuer auf eine Gruppe Streikender eröffnet, nachdem ein vor der Gruppe stehender Polizist offensichtlich vor der anscheinend unvermittelt los rennenden Gruppe von Streikenden zurückweicht. Angeblich sollen die Streikenden mit Schusswaffen auf die Polizei losgegangen sein.



Obwohl oder vielleicht gerade weil bereits bei Auseinandersetzungen in den Tagen zuvor auch Wachmänner und Polizisten getötet wurden, ist es für mich nicht ganz nachvollziehbar, warum es zu diesem „Massaker von Marinaka“ kommen musste. Da mir noch einige Informationen fehlen, kann ich nur Fragen stellen. Ging die Gruppe von Streikenden in diesem Video auf die Polizei los? Für mich sieht es etwas so aus, als ob sie in der Hocke sitzen und mindestens zwei Polizefahrzeuge von rechts heranfahren. Sollten sie verhaftet werden und waren deshalb bereits sozusagen mit den Händen über den Köpfen in der Hocke? Was veranlasste sie angesichts einer großen Masse von Polizisten, die mit Sturmgewehren bewaffnet sind, plötzlich (aufzustehen und) loszurennen? War es pure Verzweiflung angesichts ihres beschissenen Lohns oder hat vielleicht sogar die Polizei das Feuer in diese Menge eröffnet? Man hört vorher bereits Schüsse/Knalle, die nicht unbedingt alle von „nicht-tödlichen“ Waffen (Gummigeschosse, Tränengas, etc) stammen müssen. Warum wurde zur sprichwörtlichen Abkühlung einer offenbar angespannten Lage nicht der Wasserwerfer eingesetzt, der teilweise links im Video zu sehen ist? Warum musste es überhaupt so weit kommen?

Letztlich stellt sich mir auch die Frage, ob es bei einem Streik in einem vergleichsweise unwichtigen Kohlebergwerk auch dermaßen eskaliert wäre? Der britische Bergbaukonzern Lonmin ist möglicherweise bereit, alle Mittel einzusetzen, um den Abbau des kostbaren Platins wiederaufzunehmen – notfalls eben auch tödliche Gewalt gegen die eigenen Arbeiter, die – wie im Falle der Steinbohrer (falls das die richtige Übersetzung für „rock driller“ ist) – nur von wenigen hundert Euro leben müssen für einen dreckigen und schmutzigen Job. Den Reibach machen, wie zu Hochzeiten des Kolonialismus – eben die anderen.

Angesichst des zu erwartenden Preisanstiegs für Lebensmittel werden die Minenarbeiter Südafrikas in den kommenden Monaten wohl nicht die einzigen sein, die ihre Arbeit für ein höheres Gehalt niederlegen könnten.


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