Mittwoch, 20. Juni 2012
Anglizismen und die deutsche Sprache
Eine ganz interessante Sendung über die deutsche Sprache und die zunehmenden Einflüsse des Englischen, „8ung Deutsch“, hat mich dazu veranlasst mal etwas über Anglizismen im Deutschen zu schreiben.

In dieser Sendung wird der offenbar zunehmende Einfluss des Englischen auf die deutsche Sprache kritisch betrachtet. Schnell geht es auch um eine „deutsche Identität“, worüber man wieder auf das Thema Nationalismus kommen kann, ich möchte aber bei Sprache, genauer der deutschen Sprache, als kulturelles Gut bleiben. Denn diese ist durchaus langfristig gefährdet durch zunehmende „Verenglischung“ des Deutschen. Internet, Handy, Service, Hotline, Begriffe für Dinge, die es vor 50 Jahren teilweise gar nicht gab, verhindern von vornherein kreative deutsche Wortschöpfungen. Stattdessen werden die entsprechenden Begriffe direkt aus dem Englischen übernommen.
Genau genommen aus dem Amerikanischen, denn die USA haben durchaus ein Interesse daran (und das wird auch in dem Film angesprochen), dass eine Globalisierung und Vereinheitlichung der Weltwirtschaft in ihrer Sprache stattfindet, denn Sprache ist durchaus Macht. Man könnte sich fragen, warum wir denn keine Begriffe aus dem Chinesischen übernehmen?


Sprachwechsel und Sprachtod

Die Ersetzung einer Sprache durch eine andere kann zum Beispiel dadurch stattfinden, dass die eine Sprache, die in einem geographisch „offenen“ Gebiet nur von Wenigen gesprochen wird, langsam von der Sprache, die in demselben Gebiet von einer Mehrheit gesprochen, langsam aber sicher verdrängt wird. Einfach aus praktischen Gründen, die Minderheit passt sich der Mehrheit an, um bestimmte Vorteile zu erreichen.
Eine Sprache kann auch durch politischen Druck durch eine andere ersetzt werden. So geschehen im Russischen Zarenreich und der Sowjetunion im Rahmen einer „Russifizierung“. Alle anderen Sprachen des riesigen Reiches sollten durch das Russische ersetzt werden und wurden es teilweise auch.
In der Linguistik nennt man dies „Sprachwechsel“ oder Language Shift, der im extremsten Fall zum Sprachtod, Language death führt.

Bis ein Sprachtod eintritt, vergehen in der Regel mehrere Generationen. Der Sprachtod geht einher mit dem Verlust einer kulturellen Identität, sprich mit dem Verlust von Kultur. Denn Kultur lebt von Sprache. Ich denke, dass ich dies nicht näher zu erläutern brauche.

Nun sind wir im Deutschen glücklicherweise noch weit entfernt von einem Sprachtod, doch kann man eine zunehmende Anglisierung der deutschen Sprache durchaus als Anzeichen eines drohenden Sprachtodes sehen.

Diese Entwicklung kritisch zu sehen, ist in dne Augen vieler Menschen vielleicht „Deutschtümelei“ und sie tun die Pflege einer Sprache, hier der deutschen Sprache, in die „rechte“ Ecke ab. Das ist aber nicht nur falsch, sondern auch tumbes schwarz-weiß denken, denn so einfach ist das alles nicht. Zwar ist dieses Thema auch im Interessengebiet von NPD und Co., doch sollte man es nicht diesen „rechten“ Idioten überlassen.
Denn Sprache ist in erster Linie Kultur und die gilt es zu erhalten.

Man könnte auch argumentieren, dass sich auch die Sprache weiterentwickelt und das stimmt auch. Doch anstatt, dass es vielleicht zu kreativen Neuschöpfungen – vielleicht auch mit Bestandteilen aus einer „Immigrantensprache“ – kommt, wird alles dem Englsichen bzw. Amerikanischen untergeordnet. So regiert die „Wall Street“ als Synonym des derzeitigen gesellschaftlich-wirthschaftlichen Systems auch die Sprache – denn besonders viele Anglizismen finden sich im Bereich der Wirtschafts(wissenschaften). Warum sollte man ihnen die Deutungshoheit über Dinge lassen?

Ganz praktisch gesehen, machen Anglizismen das Leben sogar noch schwerer: Wer weiß denn schon, dass ein „Facility Manager“ heutzutage ein stinknormaler Hausmeister ist?
Und ein „Operator“ ein „Einsteller“, also jemand, der eine Maschine „einstellt“ und bedient. Ich denke mal, dass die deutsche Bezeichnung wesentlich mehr verrät, als die englische. Man weiß nicht, was genau sich hinter all den „managers“, „operators“ und „agents“ verbirgt. Oder soll der Otto-Normal-Mensch das vielleicht auch gar nicht so einfach erkennen?!




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