Mittwoch, 8. Juni 2011
Ägypten: Die Pest ersetzt die Cholera
Als ich einen Beitrag über „Rattenfänger der Revolution“ schrieb, hatte ich schon befürchtet, dass am Ende der Revolutionen in Tunesien, Ägypten, Libyen, jetzt auch Syrien und Jemen, gar nicht das Volk als Allgemeinheit davon profitieren wird, sondern nur eine Elite durch eine neue Elite ersetzt wird. Anders ausgedrückt: ein Unterdrücker geht und der nächste Unterdrücker kommt.


Ernüchterung nach der Revolution

Nachdem in Ägypten nach dem Sturz Mubaraks offenbar Blogger, die die Militärregierung kritisiert haben, inhaftiert wurden und es zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen koptischen Christen und Muslimen kam, die möglicherweise politisch motiviert waren, berichtet Spiegel-Online heute über junge Frauen, die vom ägyptischen Militär verhaftet wurden.
Die willkürlich festgenommenen Frauen wurden in einem Gefängnis teilweise Folter ausgesetzt und außerdem wurde an ihnen ein absurder Jungfräulichkeitstest durchgeführt, bevor sie von einem Militärgericht unter fadenscheinigen Anschuldigungen verurteilt wurden.

Fest steht, dass sich die Menschenrechtssituation in Ägypten trotz Revolution offenbar wenig verbessert hat. Das ägyptische Militär, welche Einzelpersonen auch immer dahinter stecken mögen, hat die Revolution genutzt, um die Macht zu übernehmen. Diese Macht benutzt sie gegen das eigene Volk, das sich sicherlich betrogen fühlt. Ob nun wirklich endgültig eine autoritäre Herrschaft durch die nächste autoritäre Herrschaft ersetzt wurde, wird sich in Ägypten erst noch zeigen. Zu hoffen bleibt, dass eine mögliche zweite Revolution nicht in einem blutigen Bürgerkrieg endet.

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