Samstag, 29. Januar 2011
Leiharbeit - immer noch moderne Sklaverei
wasistlos, 15:58h
Was Leiharbeit ist
Bevor ich hier loslege, möchte ich zunächst knapp erläutern, was Leiharbeit, bzw. Zeitarbeit eigentlich ist und was sie eigentlich bringt. Wesentlich mehr dazu kann man im Wikipedia-Artikel dazu lesen.
Arbeitnehmer
Auf dem ersten Blick sieht das Konzept Leiharbeit für alle Beteiligten scheinbar gut aus. Befürworter von Zeitarbeit argumentieren, dass Arbeitnehmer die Chance haben ohne feste Bindungen einen Betrieb kennen zu lernen und Berufserfahrung gewinnen. Dazu werfe ich gleich ein, dass ein Arbeitnehmer dafür eigentlich keine Zeitarbeit braucht, über (bezahlte) Praktika oder Probezeiten, lässt sich dies auch erreichen. Außerdem liegt die Höhe des Lohnes bei gleicher Arbeit in der Regel unter dem der Stammbelegschaft.
Arbeitgeber
Arbeitgeber sparen durch das Ausleihen von Arbeitern, die Lohnnebenkosten, gleichzeitig sind auch die Löhne dieser Leiharbeiter, wie oben beschrieben, niedriger als die des Stammpersonals. So kommt es auch, dass große Unternehmen, wie z. B. BMW und Daimler ihr Stammpersonal entlassen und über eine Leiharbeitsfirma, die gleichzeitig ein Tochterunternehmen ist, für einen niedrigeren Lohn wieder einstellen. Das halte ich nicht gerade für ein Argument, dass für das System Leiharbeit spricht.
Die Beschäftigung von Zeitarbeitern ermöglicht es dem Arbeitgeber auch Leiharbeiter je nach Bedarf von einem Tag auf den nächsten einzustellen oder zu entlassen. Wenn auf dem Markt gerade eine hohe Nachfrage herrscht, kann er neue Leiharbeiter ordern, bei Einbruch der Nachfrage kann er sie wieder schnell abbestellen. Dies ist vor allen Dingen für den Arbeitgeber gut und schlecht für den Arbeitnehmer.
Komischerweise war Zeitarbeit in der Zeit vor 1967, als es gesetzlich erlaubt wurde, nicht notwendig, das "Wirtschaftswunder" hat bekanntlich trotzdem stattgefunden. Wie damals auch, wird die Ware auch heute noch via Wasser, Land und Luft transportiert. Lediglich die Information darüber, wie die Nachfrage nach einem Produkt ist oder sein wird, verläuft heute dank des Internet vielleicht etwas schneller.
Leiharbeit bedeutet niedrigen Lohn und oft "Drecksarbeit"
Im Jahre 2003 habe ich einige Zeit bei einer bekannten deutschen Zeitarbeitsfirma gearbeitet. Eingesetzt wurde ich in einem Lager eines Büroartikelversands und einem Kunststoffhersteller. Die Arbeit war für jeden normalen Menschen einfach zu lernen und körperlich anstrengend. Damals verdiente ich netto va. vier bis fünf Euro die Stunde. Die Stammbelegschaft verdiente natürlich deutlich mehr. In dem Lager des Büroartikelversandes kam noch hinzu, dass wir Leiharbeiter immer die Drecksaufgaben zu erledigen hatten, wir waren in der Hierarchie also ganz unten, was uns die Stammbeschäftigten auch spüren ließen.
Angleichung der Löhne
All die Jahre danach habe ich in den deutschen Medien immer wieder davon gehört und gelesen, dass Leiharbeiter mehr Geld bekommen sollten. Heute steht in der Süddeutschen Zeitung ein Artikel über Pläne der Regierung die Löhne der Leiharbeiter nach einiger Zeit in einem Betrieb an die Löhne der Stammbelegschaft anzupassen. Klingt alles schön und gut, wobei die Vorstellungen nach welchem Zeitraum die Löhne der Leiharbeiter angepasst werden sollen, bei Regierung (nach mehreren Monaten) und Opposition (wenige Wochen) unterschiedlich sind.
Dieser Umstand ist noch das kleinste Problem, denn Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt, lehnt dieses Vorhaben nicht nur ab, sondern kündigt gleich einer Drohung an, dass viele Unternehmen solche Regelungen umgehen werden, indem sie Leiharbeiter einfach vor Erreichen der Frist für eine Lohnangleichung auswechseln werden.
Moderne Sklaverei für den Gewinn der Aktionäre
Laut Hundt werden dies vor allen Dingen große Unternehmen machen, also Firmen die an der Börse notiert sind. Die Manager dieser Firmen hängen offenbar dem Irrglauben an, dass dieses ausbeuterische System derSklavenhaltung Leiharbeit, ein wichtiger Garant für Gewinne der Aktionäre sind. In der Regel sind Menschen oder Firmen und Banken, die Aktien eines Unternehmens halten, nur daran interessiert Profite zu machen. Dabei sind ihnen Erhaltung von Arbeitsplätzen und gerechte Löhne gleichgültig. Solche egoistische Profitgier ist es auch, die uns in die jüngste Finanz- und Wirtschaftskrise trieb und sie wird uns auch in die nächsten Krisen treiben.
Der Fehler liegt im System
Nun stellt sich neben der Frage nach dem Sinn der Leiharbeit, auch noch die Frage nach dem Sinn von börsennotierten Unternehmen, also Aktiengesellschaften.
Wenn ein Unternehmen an die Börse geht, dann tut sie es, um durch den Verkauf von Anteilen des Unternehmens, frisches Geld in die Kassen zu spülen. Dieses Geld wird (angeblich) für Investitionen benötigt und eingesetzt. Letztlich, und das ist das Fatale, gibt sich ein Unternehmen in die Abhängigkeit von Aktionären, die ganz andere Interessen verfolgen, als das Unternehmen als Ganzes, also sowohl Vorstand als auch alle anderen Beschäftigten des Unternehmens.
So werden eben wegen der Profitgier der Aktionäre Festangestellte durch billige Leiharbeiter ersetzt oder die Produktion wird im Zweifelsfalle gleich in ein Billiglohnland verlagert.
Dass dies in beiden Fällen zu Lasten der Qualität geht, scheint niemanden zu interessieren. Wer unter schlechteren Bedingungen arbeitet, leistet auch schlechtere Arbeit. Ich denke, das ist nachvollziehbar.
Kleiner Exkurs: Wie das Eine mit dem Anderen verknüpft ist
Am Besten sieht man dies als Verbraucher, wenn man beispielsweise ein Elektrogerät kaufen möchte und vor der Wahl steht zwischen einem "Billiggerät" aus Fernost für 10 Euro oder einem teureren Modell für 70 Euro, das in Deutschland hergestellt wurde, allerdings nicht von Leiharbeitern. Jedenfalls werden für beide Geräte ungefähr die gleiche Menge an Ressourcen verwendet, die erst einmal aus der Erde herausgeholt werden müssen oder hergestellt werden müssen, in Fernost gerne auch auf Kosten der Umwelt. Das "Billiggerät" hält unter Umständen nur ein Jahr, während das teurere Modell länger hält. Hat man sich also für das "Billiggerät" entschieden, wurden also Ressourcen völlig umsonst verwendet und verschwendet. Dadurch wurde auch die Umwelt umsonst verschmutzt. Man sieht an diesem Beispiel also, wie das Eine mit dem Anderen Hand in Hand gehen kann.
Natürlich ist dies nicht immer so, wie oben beschrieben, aber aus eigener Erfahrung muss ich dies leider zu oft bestätigen.
Es muss nicht so sein - Beispiel Trigema
Dass man auch in Deutschland ohne die Verwendung von Leiharbeitern gewinnbringend produzieren kann, ein Unternehmen erfolgreich führen kann und die Mitarbeiter angemessen entlohnen kann, zeigt das Beispiel des Textilherstellers Trigema und Geschäftsführer Wolfgang Grupp. Trigema ist übrigens keine Aktiengesellschaft. Bezüglich der Frage, ob Trigema Leiharbeiter beschäftigt, gehe ich davon aus, dass dies nicht der Fall ist, aber ich werde dennoch per E-Mail nachfragen.
Natürlich könnte man sagen, dass dies gar nicht stimmt und alles nur ein PR-Trick von Trigema und Wolfgang Grupp ist. Wäre dies der Fall, so würde dies schon noch an die Öffentlichkeit kommen. Und Aktionen wie diese zeigen, dass Grupp es ernst meint. Interessant war auch sein Auftritt bei Maischberger letztes Jahr. Man beachte auch die Körperhaltung zu seinem Sitznachbarn, Grupp scheint sehr auf Abstand zu seinem Widersacher bedacht zu sein.
Nur einer von viel zu wenigen
Leider scheint Trigema mit Geschäftsführer Grupp nur eine der wenigen Ausnahmen in Deutschlands Wirtschaftswelt zu sein. Die meisten anderen Unternehmer zusammen mit Arbeitgeberpräsidenten Hundt und Vertretern der Politik scheinen keinen Sinn für Gerechtigkeit uns soziale Verantwortung zu haben, sondern kümmern sich darum die Ressourcen in die Taschen einiger weniger zu scheffeln. Dies wird auch für sie selbst irgendwann zum Verhängnis werden. Schade, dass es in der Geschichte immer wieder so weit kommt.
Allerdings frage ich mich manchmal, ob sich Arbeitgeberpräsident Hundt und all die anderen Ausbeuter und Egoisten, in deren Händen sich leider das Wohlergehen vieler Arbeitnehmer/Bürger befindet, auch so handeln würden, wie sie jetzt handeln, wenn es die
Bevor ich hier loslege, möchte ich zunächst knapp erläutern, was Leiharbeit, bzw. Zeitarbeit eigentlich ist und was sie eigentlich bringt. Wesentlich mehr dazu kann man im Wikipedia-Artikel dazu lesen.
Arbeitnehmer
Auf dem ersten Blick sieht das Konzept Leiharbeit für alle Beteiligten scheinbar gut aus. Befürworter von Zeitarbeit argumentieren, dass Arbeitnehmer die Chance haben ohne feste Bindungen einen Betrieb kennen zu lernen und Berufserfahrung gewinnen. Dazu werfe ich gleich ein, dass ein Arbeitnehmer dafür eigentlich keine Zeitarbeit braucht, über (bezahlte) Praktika oder Probezeiten, lässt sich dies auch erreichen. Außerdem liegt die Höhe des Lohnes bei gleicher Arbeit in der Regel unter dem der Stammbelegschaft.
Arbeitgeber
Arbeitgeber sparen durch das Ausleihen von Arbeitern, die Lohnnebenkosten, gleichzeitig sind auch die Löhne dieser Leiharbeiter, wie oben beschrieben, niedriger als die des Stammpersonals. So kommt es auch, dass große Unternehmen, wie z. B. BMW und Daimler ihr Stammpersonal entlassen und über eine Leiharbeitsfirma, die gleichzeitig ein Tochterunternehmen ist, für einen niedrigeren Lohn wieder einstellen. Das halte ich nicht gerade für ein Argument, dass für das System Leiharbeit spricht.
Die Beschäftigung von Zeitarbeitern ermöglicht es dem Arbeitgeber auch Leiharbeiter je nach Bedarf von einem Tag auf den nächsten einzustellen oder zu entlassen. Wenn auf dem Markt gerade eine hohe Nachfrage herrscht, kann er neue Leiharbeiter ordern, bei Einbruch der Nachfrage kann er sie wieder schnell abbestellen. Dies ist vor allen Dingen für den Arbeitgeber gut und schlecht für den Arbeitnehmer.
Komischerweise war Zeitarbeit in der Zeit vor 1967, als es gesetzlich erlaubt wurde, nicht notwendig, das "Wirtschaftswunder" hat bekanntlich trotzdem stattgefunden. Wie damals auch, wird die Ware auch heute noch via Wasser, Land und Luft transportiert. Lediglich die Information darüber, wie die Nachfrage nach einem Produkt ist oder sein wird, verläuft heute dank des Internet vielleicht etwas schneller.
Leiharbeit bedeutet niedrigen Lohn und oft "Drecksarbeit"
Im Jahre 2003 habe ich einige Zeit bei einer bekannten deutschen Zeitarbeitsfirma gearbeitet. Eingesetzt wurde ich in einem Lager eines Büroartikelversands und einem Kunststoffhersteller. Die Arbeit war für jeden normalen Menschen einfach zu lernen und körperlich anstrengend. Damals verdiente ich netto va. vier bis fünf Euro die Stunde. Die Stammbelegschaft verdiente natürlich deutlich mehr. In dem Lager des Büroartikelversandes kam noch hinzu, dass wir Leiharbeiter immer die Drecksaufgaben zu erledigen hatten, wir waren in der Hierarchie also ganz unten, was uns die Stammbeschäftigten auch spüren ließen.
Angleichung der Löhne
All die Jahre danach habe ich in den deutschen Medien immer wieder davon gehört und gelesen, dass Leiharbeiter mehr Geld bekommen sollten. Heute steht in der Süddeutschen Zeitung ein Artikel über Pläne der Regierung die Löhne der Leiharbeiter nach einiger Zeit in einem Betrieb an die Löhne der Stammbelegschaft anzupassen. Klingt alles schön und gut, wobei die Vorstellungen nach welchem Zeitraum die Löhne der Leiharbeiter angepasst werden sollen, bei Regierung (nach mehreren Monaten) und Opposition (wenige Wochen) unterschiedlich sind.
Dieser Umstand ist noch das kleinste Problem, denn Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt, lehnt dieses Vorhaben nicht nur ab, sondern kündigt gleich einer Drohung an, dass viele Unternehmen solche Regelungen umgehen werden, indem sie Leiharbeiter einfach vor Erreichen der Frist für eine Lohnangleichung auswechseln werden.
Moderne Sklaverei für den Gewinn der Aktionäre
Laut Hundt werden dies vor allen Dingen große Unternehmen machen, also Firmen die an der Börse notiert sind. Die Manager dieser Firmen hängen offenbar dem Irrglauben an, dass dieses ausbeuterische System der
Der Fehler liegt im System
Nun stellt sich neben der Frage nach dem Sinn der Leiharbeit, auch noch die Frage nach dem Sinn von börsennotierten Unternehmen, also Aktiengesellschaften.
Wenn ein Unternehmen an die Börse geht, dann tut sie es, um durch den Verkauf von Anteilen des Unternehmens, frisches Geld in die Kassen zu spülen. Dieses Geld wird (angeblich) für Investitionen benötigt und eingesetzt. Letztlich, und das ist das Fatale, gibt sich ein Unternehmen in die Abhängigkeit von Aktionären, die ganz andere Interessen verfolgen, als das Unternehmen als Ganzes, also sowohl Vorstand als auch alle anderen Beschäftigten des Unternehmens.
So werden eben wegen der Profitgier der Aktionäre Festangestellte durch billige Leiharbeiter ersetzt oder die Produktion wird im Zweifelsfalle gleich in ein Billiglohnland verlagert.
Dass dies in beiden Fällen zu Lasten der Qualität geht, scheint niemanden zu interessieren. Wer unter schlechteren Bedingungen arbeitet, leistet auch schlechtere Arbeit. Ich denke, das ist nachvollziehbar.
Kleiner Exkurs: Wie das Eine mit dem Anderen verknüpft ist
Am Besten sieht man dies als Verbraucher, wenn man beispielsweise ein Elektrogerät kaufen möchte und vor der Wahl steht zwischen einem "Billiggerät" aus Fernost für 10 Euro oder einem teureren Modell für 70 Euro, das in Deutschland hergestellt wurde, allerdings nicht von Leiharbeitern. Jedenfalls werden für beide Geräte ungefähr die gleiche Menge an Ressourcen verwendet, die erst einmal aus der Erde herausgeholt werden müssen oder hergestellt werden müssen, in Fernost gerne auch auf Kosten der Umwelt. Das "Billiggerät" hält unter Umständen nur ein Jahr, während das teurere Modell länger hält. Hat man sich also für das "Billiggerät" entschieden, wurden also Ressourcen völlig umsonst verwendet und verschwendet. Dadurch wurde auch die Umwelt umsonst verschmutzt. Man sieht an diesem Beispiel also, wie das Eine mit dem Anderen Hand in Hand gehen kann.
Natürlich ist dies nicht immer so, wie oben beschrieben, aber aus eigener Erfahrung muss ich dies leider zu oft bestätigen.
Es muss nicht so sein - Beispiel Trigema
Dass man auch in Deutschland ohne die Verwendung von Leiharbeitern gewinnbringend produzieren kann, ein Unternehmen erfolgreich führen kann und die Mitarbeiter angemessen entlohnen kann, zeigt das Beispiel des Textilherstellers Trigema und Geschäftsführer Wolfgang Grupp. Trigema ist übrigens keine Aktiengesellschaft. Bezüglich der Frage, ob Trigema Leiharbeiter beschäftigt, gehe ich davon aus, dass dies nicht der Fall ist, aber ich werde dennoch per E-Mail nachfragen.
Natürlich könnte man sagen, dass dies gar nicht stimmt und alles nur ein PR-Trick von Trigema und Wolfgang Grupp ist. Wäre dies der Fall, so würde dies schon noch an die Öffentlichkeit kommen. Und Aktionen wie diese zeigen, dass Grupp es ernst meint. Interessant war auch sein Auftritt bei Maischberger letztes Jahr. Man beachte auch die Körperhaltung zu seinem Sitznachbarn, Grupp scheint sehr auf Abstand zu seinem Widersacher bedacht zu sein.
Nur einer von viel zu wenigen
Leider scheint Trigema mit Geschäftsführer Grupp nur eine der wenigen Ausnahmen in Deutschlands Wirtschaftswelt zu sein. Die meisten anderen Unternehmer zusammen mit Arbeitgeberpräsidenten Hundt und Vertretern der Politik scheinen keinen Sinn für Gerechtigkeit uns soziale Verantwortung zu haben, sondern kümmern sich darum die Ressourcen in die Taschen einiger weniger zu scheffeln. Dies wird auch für sie selbst irgendwann zum Verhängnis werden. Schade, dass es in der Geschichte immer wieder so weit kommt.
Allerdings frage ich mich manchmal, ob sich Arbeitgeberpräsident Hundt und all die anderen Ausbeuter und Egoisten, in deren Händen sich leider das Wohlergehen vieler Arbeitnehmer/Bürger befindet, auch so handeln würden, wie sie jetzt handeln, wenn es die
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