Freitag, 17. September 2010
Afghanistan - ein "abgefucktes" Land
wasistlos, 01:04h
Eigentlich wollte ich mehr zu diesem Thema schreiben, aber da mein Rechner andauernd abstürzt halte ich mich doch lieber kurz.
Am kommenden Samstag finden in Afghanistan Parlamentswahlen statt, was man, wie ich finde, in den Medien zumindest heute (Donnerstag) gar nicht so mitbekommen hat.
Vermutlich wird sich dies ändern, wenn die Taliban ihre Androhung von „bestimmten Maßnahmen“ wahr machen (womit zu rechnen ist) und es genügend Chaos, Tote und Verletzte gibt, dass auch die Medien dem beim Volke unbeliebten Thema Afghanistan ein paar Schlagzeilen auf der Titelseite gönnen. Die Taliban haben natürlich nicht nur Drohungen ausgesprochen, sondern auch zum Boykott der Wahlen aufgerufen.
Spiegel Online und „Qualitätsjournalismus“
Immerhin war selbst für Spiegel Online eine Behauptung, dass ISAF-Soldaten in eine Menge von Steine werfenden Demonstranten gefeuert hätten und zwei Männer getötet hätten, nur ein relativ kurzer Beitrag, versteckt unter den Beiträgen mit Bildern, wert. Die Demonstranten haben vor einem ISAF-Stützpunkt angeblich gegen die geplante und abgesagte Koranverbrennung in den USA durch einen extremistischen Pastor demonstriert.
Mich würde es nicht wundern, wenn diese „Demonstration“ von Taliban bzw. ISAF-feindlichen Kräften organisiert wurde, denen es natürlich zu Gute kommen würde, wenn ISAF-Soldaten tatsächlich in die Menge von Demonstranten geschossen hätte, auch wenn laut Spiegel ein bewaffneter Mann versucht hatte in den Stützpunkt einzudringen.
Spiegel Online:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,717951,00.html (Stand: 16.09.10)
Für jemanden, der noch nie in Afghanistan war und eigentlich sowieso nur mutmaßen kann, wer wen besticht und welche Gruppierung von welchem Geheimdienst unterstützt wird (und in welchem Maße), ist hierbei recht interessant, dass der Spiegel in seinem Beitrag von einem „bewaffneten Demonstrant“ schreibt und kurz davor Steine werfende Protestanten erwähnt. Ich selbst hatte bei dem schwammigen Begriff eines „bewaffneten Demonstranten“ an die Möglichkeit gedacht, dass diese Person „nur“ mit einem Stein bewaffnet gewesen sein könnte. Denn der Spiegel verliert kein Wort darüber, dass dieser „bewaffnete Demonstrant“ laut der offiziellen ISAF-Meldung angeblich ein Sturmgewehr des Typs AK-47 hatte und damit angeblich auch auf ISAF-Soldaten gezielt hatte.
ISAF:
http://www.isaf.nato.int/article/isaf-releases/update-armed-protester-shot-after-aiming-weapon-at-isaf-personnel.html (Stand: 16.09.10)
Vielleicht gibt es bessere Beispiele, aber ich finde, dass hier doch ganz gut veranschaulicht wird, wie schwierig es sein kann (wenn man will und ein bisschen mehr nachdenkt) sich ein Bild oder eine Meinung zum Afghanistan-Einsatz Deutschlands und des Westens zu bilden.
Fragen über Fragen
Wem kann oder soll man bei Nachrichten aus Afghanistan glauben?
Warum wäre jemand so verrückt inmitten einer Menge von Demonstranten mit einem Sturmgewehr auf Soldaten zu zielen, die vermutlich zahlreich waren und in einer Position standen, von der sie die Situation gut überblicken können? Ist doch klar, dass diese Person draufgehen würde, sobald sie nur einen Schuss abfeuert (wozu es anscheinend ja nicht einmal kam, aber wer, der nicht dabei gewesen ist, weiß das schon wirklich), außerdem riskiert sie die Gesundheit der anderen Demonstranten. Ich würde da darauf tippen, dass diese Person zum Provozieren anwesend war. In Afghanistan gibt es Kreise, denen es in die Hände spielen würde, wenn ISAF-Soldaten mal (wieder) die Nerven verlieren und vernichtend in eine Menge von Demonstranten ballern würden. Gerade kurz vor den Wahlen wäre solch ein Fehlverhalten seitens der ISAF fatal. Dann könnte man (bzw. die Feinde der westlichen Truppen; nicht nur die Taliban) ja sagen:
„Hey, schaut her, die töten unschuldige Demonstranten. Wenn ihr wählen geht, dann unterstützt ihr die.“
Man muss selbst auf diesen Aspekt des Spiegelbeitrages und der ISAF Pressemeldung kommen. Da wären wir auch wieder beim Thema Glaubwürdigkeit und dem Verpacken von Nachrichten in der Weise, dass sie eigenen Interessen dienen, denn vielleicht bin ich ja absoluter ISAF-Fan und suche nach einer Erklärung diese zu entlasten!?
Vielleicht bin ich schon etwas müde und mache es zu kompliziert: Ich meine eigentlich nur schon seit längerem gemerkt zu haben, dass man beim Thema Afghanistan (nicht nur bei diesem Thema) bei Nachrichten in der Presse und Meldungen von Behörden, wie z.B. der ISAF, irgendwie immer zwischen den Zeilen lesen muss. Den meisten von uns fehlt wahrscheinlich auch das komplexe Hintergrundwissen zu Afghanistan, was nicht nur mit den (ursprünglichen) Hintermännern der Taliban (nämlich der pakistanische Geheimdienst ISI) zu tun hat.
Immerhin haben wir unsere Soldaten dort, auch wenn die ja gar nicht wirklich im „Krieg“ sind und sich auch sonst eher alleine gelassen fühlen dürften, sowohl von der Politik, als auch von der Bevölkerung Deutschlands.
So lange es „uns“ im Westen gut geht, können wir ja auf Afghanistan kacken
Warum „wir“ da sind, ist auch nicht mehr so ganz klar und wie man da wieder rauskommt ohne das Gesicht zu verlieren und ohne, dass ein Abzug das Leben vieler Unterstützer der westlichen Truppen gefährden, weiß anscheinen auch niemand so richtig. Ich rechne damit, dass es bei einer Machtübernahme der Taliban zu einer Fluchtbewegung vieler Afghanen kommen wird und zur Zeit sehe ich alle involvierten, westlichen Länder auch in der Pflicht, zukünftige Flüchtlinge aus Afghanistan aufzunehmen.
Die Situation der Frauen in Afghanistan wird bei einer Machtübernahme der Taliban sicher auch nicht besser werden, aber solange „wir“ im Westen das Maul nicht voll genug bekommen können und unsere größten Sorgen beispielsweise sind, wann ich meine Hausaufgaben mache, ob ich mir ein T-Shirt für 35€ kaufe oder doch lieber für 5€, kann es „uns“ ja auch scheißegal sein was mit den Afghanen ist und mit den restlichen armen Schweinen dieser Welt.
Einige Politiker haben bekanntlich vorgeschlagen mit „moderaten“ Taliban zu verhandeln. Damit komme ich zu der eigentlichen Sache, über die wirklich nur kurz schreiben wollte, nämlich einem interessanten Interview (? oder Statement!?) eines amerikanischen Professors für Anthropologie und Soziologie, David B. Edwards.
Edwards, ein Kenner Afghanistans, hat nämlich nur geringe Hoffnungen auf einen Frieden mit den Taliban, aber hört (und seht) selbst:
http://www.rferl.org/soundslide/831.html (Stand: 16.09.10)
Vielleicht kann man ihm ja glauben (oder auch nicht)!?
Vermutlich werden der Freitag und der Wahltag am Samstag sehr unruhig werden und wieder einmal Menschen das Leben kosten.
P.S.: Der Rechner ist mal ausnahmsweise nicht mehr abgestürzt.
Am kommenden Samstag finden in Afghanistan Parlamentswahlen statt, was man, wie ich finde, in den Medien zumindest heute (Donnerstag) gar nicht so mitbekommen hat.
Vermutlich wird sich dies ändern, wenn die Taliban ihre Androhung von „bestimmten Maßnahmen“ wahr machen (womit zu rechnen ist) und es genügend Chaos, Tote und Verletzte gibt, dass auch die Medien dem beim Volke unbeliebten Thema Afghanistan ein paar Schlagzeilen auf der Titelseite gönnen. Die Taliban haben natürlich nicht nur Drohungen ausgesprochen, sondern auch zum Boykott der Wahlen aufgerufen.
Spiegel Online und „Qualitätsjournalismus“
Immerhin war selbst für Spiegel Online eine Behauptung, dass ISAF-Soldaten in eine Menge von Steine werfenden Demonstranten gefeuert hätten und zwei Männer getötet hätten, nur ein relativ kurzer Beitrag, versteckt unter den Beiträgen mit Bildern, wert. Die Demonstranten haben vor einem ISAF-Stützpunkt angeblich gegen die geplante und abgesagte Koranverbrennung in den USA durch einen extremistischen Pastor demonstriert.
Mich würde es nicht wundern, wenn diese „Demonstration“ von Taliban bzw. ISAF-feindlichen Kräften organisiert wurde, denen es natürlich zu Gute kommen würde, wenn ISAF-Soldaten tatsächlich in die Menge von Demonstranten geschossen hätte, auch wenn laut Spiegel ein bewaffneter Mann versucht hatte in den Stützpunkt einzudringen.
Spiegel Online:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,717951,00.html (Stand: 16.09.10)
Für jemanden, der noch nie in Afghanistan war und eigentlich sowieso nur mutmaßen kann, wer wen besticht und welche Gruppierung von welchem Geheimdienst unterstützt wird (und in welchem Maße), ist hierbei recht interessant, dass der Spiegel in seinem Beitrag von einem „bewaffneten Demonstrant“ schreibt und kurz davor Steine werfende Protestanten erwähnt. Ich selbst hatte bei dem schwammigen Begriff eines „bewaffneten Demonstranten“ an die Möglichkeit gedacht, dass diese Person „nur“ mit einem Stein bewaffnet gewesen sein könnte. Denn der Spiegel verliert kein Wort darüber, dass dieser „bewaffnete Demonstrant“ laut der offiziellen ISAF-Meldung angeblich ein Sturmgewehr des Typs AK-47 hatte und damit angeblich auch auf ISAF-Soldaten gezielt hatte.
ISAF:
http://www.isaf.nato.int/article/isaf-releases/update-armed-protester-shot-after-aiming-weapon-at-isaf-personnel.html (Stand: 16.09.10)
Vielleicht gibt es bessere Beispiele, aber ich finde, dass hier doch ganz gut veranschaulicht wird, wie schwierig es sein kann (wenn man will und ein bisschen mehr nachdenkt) sich ein Bild oder eine Meinung zum Afghanistan-Einsatz Deutschlands und des Westens zu bilden.
Fragen über Fragen
Wem kann oder soll man bei Nachrichten aus Afghanistan glauben?
Warum wäre jemand so verrückt inmitten einer Menge von Demonstranten mit einem Sturmgewehr auf Soldaten zu zielen, die vermutlich zahlreich waren und in einer Position standen, von der sie die Situation gut überblicken können? Ist doch klar, dass diese Person draufgehen würde, sobald sie nur einen Schuss abfeuert (wozu es anscheinend ja nicht einmal kam, aber wer, der nicht dabei gewesen ist, weiß das schon wirklich), außerdem riskiert sie die Gesundheit der anderen Demonstranten. Ich würde da darauf tippen, dass diese Person zum Provozieren anwesend war. In Afghanistan gibt es Kreise, denen es in die Hände spielen würde, wenn ISAF-Soldaten mal (wieder) die Nerven verlieren und vernichtend in eine Menge von Demonstranten ballern würden. Gerade kurz vor den Wahlen wäre solch ein Fehlverhalten seitens der ISAF fatal. Dann könnte man (bzw. die Feinde der westlichen Truppen; nicht nur die Taliban) ja sagen:
„Hey, schaut her, die töten unschuldige Demonstranten. Wenn ihr wählen geht, dann unterstützt ihr die.“
Man muss selbst auf diesen Aspekt des Spiegelbeitrages und der ISAF Pressemeldung kommen. Da wären wir auch wieder beim Thema Glaubwürdigkeit und dem Verpacken von Nachrichten in der Weise, dass sie eigenen Interessen dienen, denn vielleicht bin ich ja absoluter ISAF-Fan und suche nach einer Erklärung diese zu entlasten!?
Vielleicht bin ich schon etwas müde und mache es zu kompliziert: Ich meine eigentlich nur schon seit längerem gemerkt zu haben, dass man beim Thema Afghanistan (nicht nur bei diesem Thema) bei Nachrichten in der Presse und Meldungen von Behörden, wie z.B. der ISAF, irgendwie immer zwischen den Zeilen lesen muss. Den meisten von uns fehlt wahrscheinlich auch das komplexe Hintergrundwissen zu Afghanistan, was nicht nur mit den (ursprünglichen) Hintermännern der Taliban (nämlich der pakistanische Geheimdienst ISI) zu tun hat.
Immerhin haben wir unsere Soldaten dort, auch wenn die ja gar nicht wirklich im „Krieg“ sind und sich auch sonst eher alleine gelassen fühlen dürften, sowohl von der Politik, als auch von der Bevölkerung Deutschlands.
So lange es „uns“ im Westen gut geht, können wir ja auf Afghanistan kacken
Warum „wir“ da sind, ist auch nicht mehr so ganz klar und wie man da wieder rauskommt ohne das Gesicht zu verlieren und ohne, dass ein Abzug das Leben vieler Unterstützer der westlichen Truppen gefährden, weiß anscheinen auch niemand so richtig. Ich rechne damit, dass es bei einer Machtübernahme der Taliban zu einer Fluchtbewegung vieler Afghanen kommen wird und zur Zeit sehe ich alle involvierten, westlichen Länder auch in der Pflicht, zukünftige Flüchtlinge aus Afghanistan aufzunehmen.
Die Situation der Frauen in Afghanistan wird bei einer Machtübernahme der Taliban sicher auch nicht besser werden, aber solange „wir“ im Westen das Maul nicht voll genug bekommen können und unsere größten Sorgen beispielsweise sind, wann ich meine Hausaufgaben mache, ob ich mir ein T-Shirt für 35€ kaufe oder doch lieber für 5€, kann es „uns“ ja auch scheißegal sein was mit den Afghanen ist und mit den restlichen armen Schweinen dieser Welt.
Einige Politiker haben bekanntlich vorgeschlagen mit „moderaten“ Taliban zu verhandeln. Damit komme ich zu der eigentlichen Sache, über die wirklich nur kurz schreiben wollte, nämlich einem interessanten Interview (? oder Statement!?) eines amerikanischen Professors für Anthropologie und Soziologie, David B. Edwards.
Edwards, ein Kenner Afghanistans, hat nämlich nur geringe Hoffnungen auf einen Frieden mit den Taliban, aber hört (und seht) selbst:
http://www.rferl.org/soundslide/831.html (Stand: 16.09.10)
Vielleicht kann man ihm ja glauben (oder auch nicht)!?
Vermutlich werden der Freitag und der Wahltag am Samstag sehr unruhig werden und wieder einmal Menschen das Leben kosten.
P.S.: Der Rechner ist mal ausnahmsweise nicht mehr abgestürzt.
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