Mittwoch, 1. September 2010
Vergessene Katastrophe im Nigerdelta
Ständig in den Medien präsent ist BP und die von dieser Firma mitverursachte Ölkatastrophe im Golf von Mexiko. Unvorstellbare Mengen von Erdöl sind nach dem Untergang der Bohrinsel "Deepwater Horizont" ins Meer gefloßen, bis BP endlich das Pest und Verderben spuckende Bohrloch versiegeln konnte.

Gleichzeitig und bereits seit 50 Jahren war eine viel größere Ölpest im Gange von der die Welt scheinbar weniger oder gar keine Notiz nimmt. Die Rede ist von der Verschmutzung des Nigerdeltas durch Erdöl, die auch gerade in diesem Moment stattfindet.

Nach einem Bericht von 2006 sind in den, bis dahin vergangenen, 50 Jahren etwa 1,5 Millionen Tonnen Erdöl ausgelaufen und haben nicht nur ein empfindliches Ökosystem zerstört, sondern auch die dort lebenden Menschen krank gemacht und ihnen ihre Lebensgrundlage geraubt. Reiche Fischbestände und Mangrovenwälder sind vernichtet worden und es ist kein Ende der Ölpest in Sicht.

Verantwortlich für diese Katastrophe ist diesmal der Mineralölkonzern Shell. Zwar wird nicht mehr direkt im Delta gebohrt, doch rosten alte (von Shell errichtete) Bohrköpfe ungewartet im Delta vor sich hin und verschmutzen weiterhin das Flußssystem.

Im Gegensatz der Ölpest im Golf von Mexiko, handelt es sich hier nicht um die USA, sondern nur um ein "armes, afrikansiches Land". Vermutlich ist das auch der Grund warum dieses Thema scheinbar kaum jemanden interessiert. Die große Bühne ist nur für die Großen reserviert - traurig.

Von den Profiten, die durch die Erdölbohrungen im Nigerdelta erwirtschaftet worden sind, hat die lokale Bevölkerung nichts abbekommen. Schmutz und Elend blieb bei den Einheimischen, das große Geld haben wieder mal die gemacht, die es am wenigsten nötig hatten. Im Übrigen braucht sich auch niemand zu wundern, wenn so viele Flüchtlinge aus Afrika nach Europa wollen, wenn "wir" ihnen auf diese und noch viele andere Weisen ihr Land verschmutzen und ihnen ihre Lebensgrundlage rauben - sei es durch Verschmutzung, die auf die Befriedigung der Bedürfnisse der "Ersten Welt" zurückgehen oder durch Einführung von Überschuss-Lebensmitteln aus Europa zu Dumpingpreisen bei denen die afrikanischen Prdouzenten (bzw. Bauern) nicht mitkonkurrieren können.

Mehr zum Thema:

Die Sendung Nano auf 3Sat hat mich wieder daran erinnert (da sieht man, wie kurz bei einem selbst solche Nachrichten im aktiven Gedächtnis bleiben):

http://www.3sat.de/page/?source=/nano/umwelt/147161/index.html

Die Zeit (mit Video):

http://www.zeit.de/wissen/2010-07/auslandsjournal-oelpest-nigeria

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