Sonntag, 4. März 2012
Christian Wulff und der Verfall der (Pseudo-)Demokratie
Immer wieder fragen sich manche, warum immer weniger Bürger an den Wahlen teilnehmen oder viele die Lust an unserer Demokratie (auch wenn es eigentlich nur eine Pseudo-Demorkatie ist) verlieren, also warum die Politikverdrossenheit in der Bevölkerung Deutschlands – und sicher nicht nur dort – zuzunehmen scheint. Die Antwort kann man zum Beispiel im Verhalten des ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff finden, der allerdings nur als eine Spitze des berühmten Eisbergs zu betrachten ist. Aber Wulff steht stellvertretend für viele seiner Kollegen aus der Politik, die in ihrer politischen Tätigkeit offenbar mehr darauf bedacht sind, sich selbst zu bereichern anstatt die Interessen der Bürger zu vertreten.


Mehr Geld für Wulff

Heftig umstritten ist ja schon die Sache mit dem Ehrensold für Wulff. Soll einer, der gerade ein paar Monate im Amt war und dem zweifelhafte Machenschaften mit Personen aus der Wirtschaft zum Verhängnis wurden, nun auch noch bis ans Lebensende 200.000 Euro im Jahr bekommen? Der normale Menschenverstand widerspricht natürlich diesem Gedanken, doch entschieden ist dies noch nicht. Nun berichtet Spiegel-Online auch noch, dass Wulff ein Büro mitsamt Mitarbeitern haben möchte, was den Steuerzahler auch noch ca. 280.000 Euro im Jahr kosten würde.
Rein formell mag ihm dies alles ja zustehen, doch sollte man von angeblich demokratieliebenden Politikern erwarten, angesichts der Umstände im Falle Wulff auf all diese Annehmlichkeiten zu verzichten, weil Christian Wulff sie in den Augen vieler, wenn nicht gar der meisten Bürger nicht verdient hat. Solches Verhalten untergräbt das Vertrauen der Menschen in dieses System, das zwar nicht wirklich voll demokratisch ist, aber weniger schlimm als so manch anderes System.


Politikerverdrossenhei nützt nur den Eliten

Es ist doch ganz klar, dass sich viele Menschen einfach nur verarscht fühlen, wenn ein Christian Wulff und Co. für geringen Aufwand, für Affären und Machenschaften mit der Wirtschaftselite auch noch fürstlich entlohnt werden. Wer glaubt denn noch irgendeinem der Politiker, die Wasser predigen, aber sich selbst und ihren Freunden aus der Wirtschaft den teuersten Wein einschenken? Was soll man von einem System halten, in dem Politiker quasi machen können was sie wollen? Egal ob Gerhard Schröder, Roland Koch, Von/Zu/Aus Guttenberg oder Christian Wulff, irgendwie haben alle entweder Vorteile genossen durch ihre Herkunft oder ihr politisches Amt oder beidem. Wulff ist wie gesagt nur die Spitze dieses dreckigen Eisberges, der bei „normalen“ Menschen das Gefühl erzeugt, von den Politikern hintergangen zu werden. Ständig scheinen Politiker ihre eigenen Interessen oder die ihrer Freunde aus der Wirtschaftselite zu vertreten – alle anderen bleiben hintendran.

Man kann sich fragen, ob es einfach nur Gier nach mehr Macht und Geld ist oder ob da vielleicht mehr dahintersteckt. Ich persönlich halte es mittlerweile für vorstellbar, dass solches Verhalten vielleicht sogar Kalkül ist. Denn wenn einer großen Masse an Bürgern die Politik egal ist, dann können die Politik für ihre elitären Freunde ja machen was sie will. Wenn es niemanden interessiert, weil man das Gefühl hat, dass man ohnehin nichts ändern kann, dann gewinnen die Eliten aus Politik und Wirtschaft, die sich seit Jahrzehnten selbst mehr und mehr bereichern und sich gegenseitig Jobs und Posten zuschieben. Für sie ist Politikverdrossenheit genau das richtige. Das mag zwar auch nur ein zeitlich begrenzter Raum sein, doch in dieser Zeit verlieren alle anderen, nicht nur finanziell. Die Moral geht flöten und die Ehrlichkeit hat sich längst in Guttenbergs Schloss erhängt. Was bleibt sind Frust und später Hass, die sich leider oftmals an den falschen entladen. Wenn dieses ausbeuterische Lügenkonstrukt der herschenden Klasse irgendwann einmal zusammenbricht, hoffe ich, dass sich die Verantwortlichen nicht mehr aus dem Staub machen konnten.

P.S.: Scheinbar demonstrativ verzichtet nun Horst Köhler auf seinen Ehrensold, aber das ist alles nur politische Spielerei, um das naive Volk zu täuschen. Sowohl Köhler als auch Wulff, kämen wunderbar ohne Ehrensold zurecht, dafür haben sie ja ihre Freunde aus der Wirtschaft.


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