Donnerstag, 9. Juni 2011
Neulich im Bundestag...
Unser smarter neuer Bundesgesundheitsminister Bahr (FDP) heute im Bundestag zur EHEC-Situation: "...es ist löblich zu erwähnen, dass die Krankenhäuser in dieser Situation nicht rein ökonomisch, sondern am Wohl der Patienten orientiert agieren..."
Welche Prioritäten sollen die denn sonst haben??? Da geht wohl der BWL'er in ihm durch... Dieses weltfremde Gezücht an Betriebswirtschaftlern, ich will hier keinesfalls alle verunglimpfen!, jene, die meinen, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben und im Grunde doch nur Exegese einiger selbsternannter "Wirtschaftsweisen", wie bspw. Herrn Prof. Werner Sinn betreiben. Man könnte durchaus sagen: Das ist THEOLOGIE, was ihr da als Wissenschaft propagiert. Axiome, die keiner beweisen kann.
Und, Herr Minister Bahr: Es ist keinesfalls erwiesen, dass das ökonomische Denken automatisch auch dem Menschlich-Humanitären dient. Schon garnicht im Sozialen Sektor, wo es eben nicht um Gewinnmaximierung gehen darf.

Ich kann diese Scheiße nicht mehr hören: Ständig das hirnlose, pseudo-apriorische Gefasel der Marktradikalen, und hier hat sich Bahr selbst entlarvt: ein Freudscher Versprecher, könnte man sagen. Ist es das, was die FDP unter LIBERAL versteht? Zu gegebener Zeit werde ich mich hier einmal mit dem Thema LIBERALISMUS auseinandersetzen, nur soviel vorab: Der Marktradikalismus dieser Partei deckt nicht einmal einen Promilleanteil dieser sehr vielschichtigen europäischen Denktradition ab. Und ich könnte garnicht soviel fressen, wie ich kotzen muss, wenn ich Kameraden wie Bahr, Lindner oder die selbsternannte Freiheitsstatue Westerwelle über eben Freiheit reden höre. Hier propagieren sie die Freiheit des Kapitals, dort beschneiden sie die des Bürgers.
FUCK YOU!

www.bundestag.de

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Kino.to – ein Nachruf Aufruf.
Heute wurden in mehreren Ländern Razzien gegen die mutmaßlichen Betreiber der Website kino.to und der mit ihr verbundenen Streamingdienste durchgeführt. Siehe hier.
Die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU) hat bereits im April dieses Jahres einen Strafantrag gegen kino.to gestellt.
Heute hat die Polizei in Deutschland und Spanien insgesamt 13 Personen verhaftet, die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung zur gewerblichen Begehung von Urheberrechtsverletzungen.


Das Urheberrecht – wichtiger als Menschenleben

Nun war die Aktivität zweifellos illegal oder – anders ausgedrückt – gegen die Gesetze der meisten Regierungen dieser Welt, doch wurden nicht etwa Arme, um ihren Besitz und um ihr Recht gebracht wie es Tag für Tag ungeahndet auf dieser Welt geschieht, sondern ein paar reiche Stars und eine reiche Industrie, die in ständiger, menschenverachtender Dekadenz leben, haben vielleicht einige Millionen weniger verdient.
Während also große Teile der Weltbevölkerung, sowohl in der „Ersten Welt“, als auch in der „Dritten Welt“ von skrupellosen Monstern aus Wirtschaft und Politik ausgebeutet und betrogen wird und nichts dagegen unternommen wird, werden diejenigen fertig gemacht, die eben diesen Monstern aus Wirtschaft und Politik auch nur auf den Schlips treten. Sicherlich muss man davon ausgehen, dass die Betreiber von kino.to und den dazugehörigen Streamingdiensten möglicherweise auch dekadente Arschlöcher sind, da sie durch Werbung und Premiumangebote auch Millionen gescheffelt haben sollen, doch stellt sich letztlich die Frage: „Wer darf was?“.

Vergleichen wir mal mit Hilfe einiger simpler Beispiele:

Das Unternehmen BP und all seine Manager dürfen also die Weltmeere ungestraft verpesten und kommen selbst nach einer Katastrophe, wie der im Golf von Mexiko ungeschoren davon. Sie müssen lediglich einige Milliarden bezahlen, von denen Firmen wie BP doch sowieso genug haben, aber die für die Ölpest in letzter Instanz Verantwortlichen, nämlich die Topmanager, kommen ungeschoren davon. Sie werden weder verhaftet, noch müssen sie persönlich irgendeine Strafe zahlen. Die dürfen das also!?

Pharmaunternehmen benutzen mit Hilfe gewissenloser Mediziner Menschen aus ärmeren Ländern als Versuchskaninchen, damit das reiche Drittel dieser Welt sich irgendwelche Giftcocktails gegen Migräne reinschmeißen kann. Ihre billigen Versuchskaninchen aus der „Dritten Welt“ werden krank oder sterben gar, doch werden die Verantwortlichen nie dafür bestraft. Im Gegenteil, sie leben ungeschoren mitten unter uns als „Berater“ von Politikern, dinieren auf luxuriösen Banketten oder bekommen gar irgendwelche Preise für irgendeine Form von angeblich positiven Engagement, obwohl ihre Hände blutig sind, wie die eines KZ-Sadisten. Aber die dürfen das wohl auch.

Jeden Tag werden (vorwiegend ärmere) Menschen von (vorwiegend reicheren) Menschen betrogen und um ihr Recht, ihre Ressourcen, ihr Land, ihren Besitz, ihren Verdienst gebracht und kein Schwein bestraft diese Ausbeuter.


Nun kommen ein paar Leute daher und bieten urheberrechtlich geschütztes anderer Leute kostenlos im Internet für alle an – theoretisch selbst für die Armen der „Dritten Welt“, die es sich sonst nicht leisten könnten. Sie verdienen mit nerviger Werbung sicherlich nicht wenig Geld, sind vom Charakter her vielleicht auch selbst wie ein Josef Ackermann, doch bieten sie immerhin aller Welt kostenlos etwas an. Niemand zieht sich dadurch gesundheitliche Schäden zu, lediglich die Musik- und Filmindustrie verdient einige Millionen weniger. Doch geht es den „Stars und Sternchen“, sowie den hohen Tieren dieser Industrie so gut wie eh und je. Pompöse Parties werden geschmissen, verschwenderische Lebensstile geführt, Geld zum Fenster hinausgeschmissen. Auch der einfache Mitarbeiter einer Film- oder Plattenfirma lebt wie zuvor, nämlich von einem genau so vergleichsweise bescheidenen Gehalt wie zu Zeiten ohne Internet. So lange sich dieses widerwärtige Dreckspack von Managern und „Stars“ dieser Branche auf üppigen Banketten den Wanst voll schlagen kann, um es anschließend wieder in Monaco in Form von Fett absaugen zu lassen und sie sich Silikon statt Scheiße in Brüste, Lippen und Po füllen lassen können, geht es ihnen doch gut. Daran konnten Napster, bittorrent, Raubkopien und alle anderen „illegalen Angebote“ nichts ändern. Sie verdienen nämlich immer noch genug Geld und die Menschen kaufen sich auch so den Mist, der sich seit Jahrzehnten wiederholt. Sie unterstützen – auf welche Art auch immer – das 10. Remake eines 80er Jahre Liedes und den 20. Nachfolger eines Films aus den 70er Jahren.
Es besteht kein Problem, außer, dass die Reichen der Reichen wieder einmal den Hals nicht voll genug bekommen können.


Ein Josef Ackermann, hier als Synonym für alle bzw. die meisten (super)reichen, verschwenderischen und egoistischen Dreckschweine dieser Welt, betrügt und belügt seine Mitmenschen nach Strich und Faden, lässt sich für die Dummheit der anderen auch noch feiern und wenn etwas schief läuft, dann bittet er die von ihm Betrogenen auch noch zur Kasse. In den meisten Fällen hat solch eine Person durch ihr Handeln auch direkt oder indirekt Blut an den Händen kleben. Sie sind es, die durch ihre Gier Konflikte auf allen Teilen der Welt – insbesondere den ärmeren Regionen – schüren, nur damit sie immer mehr und mehr Profit einfahren können.
In der Regel bestraft sie keine Staatsanwaltschaft dieser Welt, immer kommen sie davon. Vielleicht wird mal einer der Ihrigen geopfert und muss tatsächlich eine Haftstrafe antreten, doch all die anderen zahlen höchstens einmal mit dem, von dem sie sowieso mehr als genug haben, nämlich mit Geld. Genauso gut könnten sie einen Eimer ihrer eigenen Scheiße abgeben, davon haben sie auch genug.


Das Einzige was diese Art menschlicher Monster stoppen kann, ist ein Gericht des Volkes, ein Gericht der Völker dieser Welt, unvoreingenommen, ehrlich und unkorrumpierbar. Die Völker dieser Welt können gemeinsam die Staatsanwälte stellen, die diese Dreckschweine ein für alle Mal zur Rechenschaft ziehen und ihrer gewissenlosen Unrechtsherrschaft ein Ende bereiten. Es wird kommen und nicht erst, wie ich zu sagen pflege, in irgendeinem religiösen „jüngsten Gericht“ – nein ganz real hier auf der Erde. Irgendwann kommen selbst die größten Betrüger und Schlächter unter den Menschen nicht mehr ungeschoren davon. Wenn ein potentielles Arschloch weiß, dass es sich nicht ungestraft auf Kosten anderer bereichern und Menschenrechte mit Füßen treten kann, wird es sich vielleicht zusammenreissen und weniger egoistisch sein. Selbst das wäre schon ein Erfolg.

Das Problem ist nur, dass „wir“ es wirklich wollen müssen, „wir“ müssen uns lösen aus unserer selbstgemachten Abhängigkeit, uns befreien aus dieser Lethargie, die diese Ungerechtigkeit erst ermöglicht, dann werden auch „wir“ wirklich frei sein können.


P.S.: Die Internetseite dieser Möchtegern-Nationalsozialisten-Verfolger-Gesellschaft von „Urheberrechtsverletzungen“ ist zur Zeit nicht erreichbar. Eine erste Reaktion des Volkes?!

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Ägypten: Die Pest ersetzt die Cholera
Als ich einen Beitrag über „Rattenfänger der Revolution“ schrieb, hatte ich schon befürchtet, dass am Ende der Revolutionen in Tunesien, Ägypten, Libyen, jetzt auch Syrien und Jemen, gar nicht das Volk als Allgemeinheit davon profitieren wird, sondern nur eine Elite durch eine neue Elite ersetzt wird. Anders ausgedrückt: ein Unterdrücker geht und der nächste Unterdrücker kommt.


Ernüchterung nach der Revolution

Nachdem in Ägypten nach dem Sturz Mubaraks offenbar Blogger, die die Militärregierung kritisiert haben, inhaftiert wurden und es zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen koptischen Christen und Muslimen kam, die möglicherweise politisch motiviert waren, berichtet Spiegel-Online heute über junge Frauen, die vom ägyptischen Militär verhaftet wurden.
Die willkürlich festgenommenen Frauen wurden in einem Gefängnis teilweise Folter ausgesetzt und außerdem wurde an ihnen ein absurder Jungfräulichkeitstest durchgeführt, bevor sie von einem Militärgericht unter fadenscheinigen Anschuldigungen verurteilt wurden.

Fest steht, dass sich die Menschenrechtssituation in Ägypten trotz Revolution offenbar wenig verbessert hat. Das ägyptische Militär, welche Einzelpersonen auch immer dahinter stecken mögen, hat die Revolution genutzt, um die Macht zu übernehmen. Diese Macht benutzt sie gegen das eigene Volk, das sich sicherlich betrogen fühlt. Ob nun wirklich endgültig eine autoritäre Herrschaft durch die nächste autoritäre Herrschaft ersetzt wurde, wird sich in Ägypten erst noch zeigen. Zu hoffen bleibt, dass eine mögliche zweite Revolution nicht in einem blutigen Bürgerkrieg endet.

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