Dienstag, 26. April 2011
„Royal Wedding“ 2011: „Brot und Spiele“ ohne Brot für das Volk
Glaubt man dem tosenden Medienrummel, scheint das Großereignis des Jahres 2011, die königliche Hochzeit von Prinz William und Catherine Middleton am 29. April, für Millionen von Menschen weltweit wichtiger zu sein als beispielsweise die eigene Hochzeit.


"Royal Wedding" bis zum Kotzen

Egal wo man hinschaut, Zeitungen und Fernsehen überschütten einen geradezu mit den neusten Informationen zu dieser „Traumhochzeit“, die mit Kosten von etwa 25 Millionen Euro aus der Tasche der (britischen) Steuerzahler auch nicht gerade billig wird. Damit sind aber lediglich die Kosten für die umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen abgedeckt, hinzu kommen noch immense Kosten für die royale, exklusive Luxusveranstaltung selbst und Einbußen durch den Produktionsausfall, da der 29. April zu einem nationalen Feiertag erklärt wurde. Aber kein Problem, was man nicht alles macht, damit der Sprössling einer Familie, die irgendwann mal zu Königen wurde und sich über Jahrhunderte auf Kosten des einfachen Volkes bereicherte, mit dem angemessenen Pomp feiern kann. Die Braut, Tochter reicher Geschäftsleute, die mit dem Verkauf von Partyzubehör Millionen verdienen, stammt natürlich nicht aus dem einfachen Volk, wie es im Märchen sonst üblich ist.


"Brot und Spiele"

Wer bisher geglaubt hat, dass "Brot und Spiele" , also die Ablenkung des Volkes von den wichtigen Dingen des Lebens mit ein bisschen Entertainment, in Deutschland nur durch das Privatfernsehen und die Bundesliga erfolgten, den belehren die Medienbeiträge zur „königlichen Traumhochzeit“ eines besseren.
Das – für mich unwichtigste Großereignis des Jahres – wird nicht nur in Großbritannien, Deutschland und Europa das dumme Volk von den wahren Problemen ablenken, sondern auf der ganzen Welt.
Endlich einmal abschalten von all den Reformen, Sparmaßnahmen, Kriegen und Katastrophen – lasst die Politiker doch machen was sie wollen, solange wir unser Entertainment in Form von medial inszenierten Traumhochzeiten anderer Leute haben und unser täglich Brot für 99 Cent aus dem Discountbackladen, kann die Welt doch lachend untergehen.

Blöd ist nur, dass der Effekt dieser „Spiele“, trotz zahlreicher Accessoires, wie Kate und William Aschenbechern, die den vermeintlich glücklichen Besitzer nach einem Jahr Benutzung nur noch vom Dachboden aus anlächeln, nicht lange anhalten werden.
Zu grau und problematisch ist dann doch die Gegenwart und die Zukunft des „normalen“ Volkes. Da wird das nächste traumhafte, mediale Großereignis sicher nicht allzu lange auf sich warten lassen. Den Reibach machen natürlich immer diejenigen, die wirklich davon profitieren, die Geschäftsleute, die unnützen Mist verkaufen können und die Politiker, die froh darüber sind, dass das Volk von ihren Fehlern abgelenkt wird.

Doch was ist, wenn das letzte Bundesligaspiel gespielt, die letzte Traumhochzeit zelebriert und die letzte Ressource für Scheiße verschwendet wurde? Werden wir dann merken, dass man all die Jahre unter Dauerabschaltung des Gehirns zu Gunsten von sinnlosem Quatsch nur die Reichen noch reicher, die Armen noch ärmer und sich selbst zu einem Sklaven des unkritischen Konsums gemacht hat?

Solange medial aufgequirlte Scheiße, wie solche „Traumhochzeiten“ ausreichen, um eine Großzahl der Menschen von den wahren Problemen des Lebens auf der Erde abzulenken, wird sich nichts ändern.

Vielleicht wird sich herausstellen, dass es auch im Sinne der Sicherheit des Brautpaares besser gewesen wäre, die Vermählung klein und bescheiden zu feiern. Viel Scheiße an einem Ort zieht auch viele Fliegen an.

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