Dienstag, 14. September 2010
Hühnchenfleisch für Afrika - Resteentsorgung auf Kosten der Armen
wasistlos, 00:45h
Heute abend kam auf 3 Sat eine interessante Dokumentation über die Folgen des Importes von billigem Hühnerfleisch aus den Schlachtfabriken der Industrienationen in afrikanische Länder.
"Hühnerwahnsinn - Das eiskalte Geschäft mit dem Geflügel"
http://www.3sat.de/page/?source=/ard/sendung/147509/index.html
Man beachte auch die Linkliste rechts!
Diese Dokumentation behandelt nicht als Erste diese Thematik.
Bereits vor einigen Jahren brachte der Spiegel einen Bericht über Hühnchenfleisch, welches zu Dumpingpreisen in Afrika einführt.
Bei diesem Fleisch handelt es sich in der Regel um Reste, die bei der Schlachtung der Hühner in Europa und den USA übrig bleiben oder um "minderwertige" Ware (z.B. zu dürre Hühner aus Legebatterien). Wir in Europa bevorzugen heutzutage die mageren Brustteile des Huhns, während Rücken, Schenkel und andere Teile in der Beliebtheitsskala weiter unten sind - so weit unten, dass viele Geflügelproduzenten in ihrer scheinbar grenzenlosen Gier nach Profit (ja, so ist das leider) das Restfleisch tiefgefroren in afrikanische Länder (Bsp.: Ghana, Togo) importieren.
Die Folgen des Imports von Dupminghühner(teilen)
Die Einfuhr von billigem Tiefkühlfleisch aus Europa hat zur Folge, dass sich Hühner, die in Afrika gezüchtet wurden, nicht mehr verkaufen lassen, da sie im Vergleich zum Importfleisch zu teuer sind.
"Ein ganzer Wirtschaftszweig" rund um Zucht und Verkauf von Hühnern aus Afrika wurde mittlerweile zerstört. "Von den Futtermittelherstellern über die Hühnerfarmen, bis zu Händlern, Schlachtern und Rupfern - viele Menschen lebten einst von der Geflügelproduktion." (Zitat von 3 Sat zur Lage in Ghana, Link siehe oben).
Nachdem das ausländische Hühnerfleisch durch Dumpingmethoden eine Monopolstellung erlangt hat, werden die Preise für das Importfleisch auch noch erhöht.
Die Fleischimporte aus Europa, den USA und auch Brasilien haben Arbeitsplätze in Afrika vernichtet und dadurch Armut erzeugt, die wiederum Hunger verursacht hat. Letztlich wurden und werden immernoch Existenzen durch diese Importe vernichtet. Denn ob die verbliebenen Reste der afrikanischen Hühnerzüchtung sich noch lange gegen diesen unfairen Wettbewerb aus Übersee halten können, ist fraglich.
Scheinbar diktieren die Stärkeren dem Schwächeren die Spielregeln des so genannten "freien Marktes". 2003 beschloss das Parlament Ghanas eine Erhöhung der Zölle auf Geflügel. Dieser Beschluss wurde jedoch auf Drängen des IWF (Internationaler Währungsfond), der ankündigte künftige keine Kredite mehr an Ghana zu vergeben, zurückgenommen. Somit hat der IWF einen "demokratischen Prozess ausgehebelt" (Zitat aus der Dokumentation).
Dem Argument, dass für Arbeitsplätze, die in der Landwirtschaft der betroffenen afrikanischen Länder verloren gehen, mehr neue Stellen in Bereichen, die mit der Import des Hühnerfleisches zu tun haben (z.B.: Logistik), geschaffen werden, halten Hilfsorganisationen ganz andere Ergebnisse entgegen. Ihren Zählungen nach, entsteht für fünf Arbeitsplätze, die durch die Geflügelimporte vernichtet werden, nur ein Neuer.
Abgesehen davon hat die ganze Angelegenheit auch gesundheitliche Folgen für die Menschen Afrikas, die das Importfleisch verzehren. Bevor dieses Fleisch verkauft wird, war es in der Regel mehrfach aufgetaut und ist in der Mehrheit nicht mehr zum menschlichen Verzehr geeignet. Angesichts der klimatischen Verhältnisse Ghanas und der Tatsache, dass es ein Mangel an geeigneten Kühlungssystemen herrscht, verwundert dies nicht.
Auf Anfragen der Reporter reagierte die involvierte europäische Geflügelindustrie (Bsp.: Buckl GmbH, Doux, Stolle) und ihre Exporteure meist nicht.
Industrielle Agrarproduktion ein Irrweg
Eine weitere Frage, die in dieser Dokumentation nur kurz aufgegriffen wurde, ist der, ob die industrielle Agrarproduktion, wie wir sie in Europa meist kennen, wirklich effektiver ist als eine vergleichsweise kleinbäuerliche Produktionsart. Anscheinend scheint dies nämlich nicht der Fall zu sein, wenn industrielle Produktion bedeutet, dass weniger Arbeiter gebraucht werden oder Arbeitsplätze gar ins Ausland verlagert werden. Als ökologisch nachhaltig kann man die industrielle Lebensmittelproduktion meist wohl nicht nennen.
"Früher gab es nur einmal in der Woche Fleisch zu essen."
Als Vebraucher hat man natürlich immer die Möglichkeit etwas zu bewirken. Das Argument, dass "es sowieso nichts bringe", ist kein Argument, sondern nur ein Zeichen für Bequemlichkeit, die in Ländern wie Deutschland, leider schon krankhafte Ausmaße angenommen hat.
Ohne große Worte über andere Ernährungsweisen oder den Verzicht oder die Reduktion des Fleischkonsums zu verlieren, würde ich persönlich raten, einfach mal ein ganzes Huhn zu kaufen. Es muss ja nicht gleich mit Innereien, Kopf und Füßen sein, aber wenigstens nicht nur die Brust (alleine), auch wenn sie vielleicht am Besten schmeckt. Es sollte natürlich auch nicht irgendein Huhn sein, sondern am Besten eines aus regionaler Produktion.
Ein Huhn, das nicht im Schnelldurchgang gemästet wurde und möglicherweise sogar Kriterien der ökologischen Landwirtschaft erfüllt, ist natürlich teurer als die Brust bei Aldi. Allerdings kann man sich mal überlegen, ob (Hühner)Fleisch unbedingt jeden Tag auf den Tisch kommen muss.
Wie meine Eltern zu sagen pflegen: "Früher gab es nur einmal in der Woche Fleisch zu essen."
Das war wahrscheinlich gar nicht mal so verkehrt.
"Hühnerwahnsinn - Das eiskalte Geschäft mit dem Geflügel"
http://www.3sat.de/page/?source=/ard/sendung/147509/index.html
Man beachte auch die Linkliste rechts!
Diese Dokumentation behandelt nicht als Erste diese Thematik.
Bereits vor einigen Jahren brachte der Spiegel einen Bericht über Hühnchenfleisch, welches zu Dumpingpreisen in Afrika einführt.
Bei diesem Fleisch handelt es sich in der Regel um Reste, die bei der Schlachtung der Hühner in Europa und den USA übrig bleiben oder um "minderwertige" Ware (z.B. zu dürre Hühner aus Legebatterien). Wir in Europa bevorzugen heutzutage die mageren Brustteile des Huhns, während Rücken, Schenkel und andere Teile in der Beliebtheitsskala weiter unten sind - so weit unten, dass viele Geflügelproduzenten in ihrer scheinbar grenzenlosen Gier nach Profit (ja, so ist das leider) das Restfleisch tiefgefroren in afrikanische Länder (Bsp.: Ghana, Togo) importieren.
Die Folgen des Imports von Dupminghühner(teilen)
Die Einfuhr von billigem Tiefkühlfleisch aus Europa hat zur Folge, dass sich Hühner, die in Afrika gezüchtet wurden, nicht mehr verkaufen lassen, da sie im Vergleich zum Importfleisch zu teuer sind.
"Ein ganzer Wirtschaftszweig" rund um Zucht und Verkauf von Hühnern aus Afrika wurde mittlerweile zerstört. "Von den Futtermittelherstellern über die Hühnerfarmen, bis zu Händlern, Schlachtern und Rupfern - viele Menschen lebten einst von der Geflügelproduktion." (Zitat von 3 Sat zur Lage in Ghana, Link siehe oben).
Nachdem das ausländische Hühnerfleisch durch Dumpingmethoden eine Monopolstellung erlangt hat, werden die Preise für das Importfleisch auch noch erhöht.
Die Fleischimporte aus Europa, den USA und auch Brasilien haben Arbeitsplätze in Afrika vernichtet und dadurch Armut erzeugt, die wiederum Hunger verursacht hat. Letztlich wurden und werden immernoch Existenzen durch diese Importe vernichtet. Denn ob die verbliebenen Reste der afrikanischen Hühnerzüchtung sich noch lange gegen diesen unfairen Wettbewerb aus Übersee halten können, ist fraglich.
Scheinbar diktieren die Stärkeren dem Schwächeren die Spielregeln des so genannten "freien Marktes". 2003 beschloss das Parlament Ghanas eine Erhöhung der Zölle auf Geflügel. Dieser Beschluss wurde jedoch auf Drängen des IWF (Internationaler Währungsfond), der ankündigte künftige keine Kredite mehr an Ghana zu vergeben, zurückgenommen. Somit hat der IWF einen "demokratischen Prozess ausgehebelt" (Zitat aus der Dokumentation).
Dem Argument, dass für Arbeitsplätze, die in der Landwirtschaft der betroffenen afrikanischen Länder verloren gehen, mehr neue Stellen in Bereichen, die mit der Import des Hühnerfleisches zu tun haben (z.B.: Logistik), geschaffen werden, halten Hilfsorganisationen ganz andere Ergebnisse entgegen. Ihren Zählungen nach, entsteht für fünf Arbeitsplätze, die durch die Geflügelimporte vernichtet werden, nur ein Neuer.
Abgesehen davon hat die ganze Angelegenheit auch gesundheitliche Folgen für die Menschen Afrikas, die das Importfleisch verzehren. Bevor dieses Fleisch verkauft wird, war es in der Regel mehrfach aufgetaut und ist in der Mehrheit nicht mehr zum menschlichen Verzehr geeignet. Angesichts der klimatischen Verhältnisse Ghanas und der Tatsache, dass es ein Mangel an geeigneten Kühlungssystemen herrscht, verwundert dies nicht.
Auf Anfragen der Reporter reagierte die involvierte europäische Geflügelindustrie (Bsp.: Buckl GmbH, Doux, Stolle) und ihre Exporteure meist nicht.
Industrielle Agrarproduktion ein Irrweg
Eine weitere Frage, die in dieser Dokumentation nur kurz aufgegriffen wurde, ist der, ob die industrielle Agrarproduktion, wie wir sie in Europa meist kennen, wirklich effektiver ist als eine vergleichsweise kleinbäuerliche Produktionsart. Anscheinend scheint dies nämlich nicht der Fall zu sein, wenn industrielle Produktion bedeutet, dass weniger Arbeiter gebraucht werden oder Arbeitsplätze gar ins Ausland verlagert werden. Als ökologisch nachhaltig kann man die industrielle Lebensmittelproduktion meist wohl nicht nennen.
"Früher gab es nur einmal in der Woche Fleisch zu essen."
Als Vebraucher hat man natürlich immer die Möglichkeit etwas zu bewirken. Das Argument, dass "es sowieso nichts bringe", ist kein Argument, sondern nur ein Zeichen für Bequemlichkeit, die in Ländern wie Deutschland, leider schon krankhafte Ausmaße angenommen hat.
Ohne große Worte über andere Ernährungsweisen oder den Verzicht oder die Reduktion des Fleischkonsums zu verlieren, würde ich persönlich raten, einfach mal ein ganzes Huhn zu kaufen. Es muss ja nicht gleich mit Innereien, Kopf und Füßen sein, aber wenigstens nicht nur die Brust (alleine), auch wenn sie vielleicht am Besten schmeckt. Es sollte natürlich auch nicht irgendein Huhn sein, sondern am Besten eines aus regionaler Produktion.
Ein Huhn, das nicht im Schnelldurchgang gemästet wurde und möglicherweise sogar Kriterien der ökologischen Landwirtschaft erfüllt, ist natürlich teurer als die Brust bei Aldi. Allerdings kann man sich mal überlegen, ob (Hühner)Fleisch unbedingt jeden Tag auf den Tisch kommen muss.
Wie meine Eltern zu sagen pflegen: "Früher gab es nur einmal in der Woche Fleisch zu essen."
Das war wahrscheinlich gar nicht mal so verkehrt.
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